Vierter Canto
Die Königreiche des kleinen Lebens
Eine bebend bange unsichere Welt,
Aus jener traurigen Begegnung und Verfinsterung geboren,
Erschien in der Leere, wo ihre Füße geschritten waren,
Eine geschwinde Obskurität, ein suchendes Aufbegehren.
Dort war ein Sich-winden von halbbewusster Kraft,
Kaum erwacht aus dem Schlaf des Nichtbewussten,
Gebunden an eine vom Instinkt getriebene Unwissenheit,
Um sich selbst und ihren Halt an den Dingen zu finden.
Erbe von Armut und Verlust,
Bestürmt von Erinnerungen, die rasch dem Zugriff entflohen,
Heimgesucht von einer vergessenen Hoffnung, die Mut macht,
Strebt sie mit einer Blindheit wie von tastenden Händen,
Um die schmerzende und unheilvolle Kluft zu füllen
Zwischen Erdpein und der Seligkeit, aus der Leben fiel.
Eine Welt, die stets nach etwas Vermisstem sucht,
Jagt nach dem Glück, das die Erde nicht zu halten vermochte.
Zu nah an unseren Toren ist ihre ungestillte Unrast,
Als das Friede auf dem trägen festen Erdball leben könnte:
Sie hat ihren Hunger mit dem Hunger der Erde vereint,
Sie hat unserem Leben das Gesetz des Verlangens gegeben,
Sie hat unseres Geistes Bedarf zum unauslotbaren Schlund gemacht.
Ein Einfluss trat in sterbliche Nacht und Tag,
Ein Schatten bedeckte die zeitgeborene Menschenart;
In diesem turbulenten Strom, in dem ein blinder Herzschlag pocht
Und im Sinn das Nervenzucken des Fühlens erwacht,
Trennend den Schlaf der Materie von bewusstem Mental,
Irrte ein Ruf umher, nicht wissend, warum er kam.
Eine Macht, jenseits der Erde Feld, hat die Erde berührt;
Die Ruhe, die möglich gewesen wäre, kann nicht mehr sein;
Eine formlose Sehnsucht brennt im Herzen des Menschen,
Ein Schrei nach glücklicheren Dingen liegt ihm im Blut:
Sonst könnte er auf einem freien sonnigen Grunde schweifen
Mit dem kindlich schmerzvergessenden Geist der Tiere
Oder glücklich leben, ungerührt, wie Blume oder Baum.
Die Macht, die auf die Erde zu segnen kam,
Ist auf der Erde geblieben, zu leiden und zu streben.
Das Kinderlachen, das durch die Zeit schallte, ist verstummt:
Des Menschen natürliche Lebensfreude ist getrübt
Und Kummer ist die Amme seines Schicksals.
Die gedankenlose Freude des Tieres ist dahin,
Sorge und Überlegung belasten seinen täglichen Gang;
Er ist aufgestiegen zu Größe und zu Unzufriedenheit,
Er ist erwacht für das Unsichtbare.
Er, unersättlicher Sucher, hat alles zu lernen:
Das äußere Tun des Lebens hat er nun erschöpft,
Seines Wesen verborgene Reiche bleiben ihm noch zu erforschen.
Er wird ein Mental, er wird ein Geist und Selbst;
In seinem zerbrechlichen Wohnhaus wächst er zum Herrn der Natur.
In ihm erwacht Materie aus ihrer langen dunklen Trance,
In ihm fühlt Erde die Gottheit nahen.
Eine augenlose Macht, die ihre Ziele nicht mehr sieht,
Eine rastlos hungrige Energie des Willens,
Warf Lebensmacht ihre Saat in des Körpers indolente Form;
Diese weckte aus glücklicher Starre eine blinde Kraft
Und zwang sie, zu empfinden und zu suchen und zu fühlen.
In der enormen Arbeit der Leere,
Störend mit ihren Träumen die weite Routine
Und das tote Dahinrollen eines verschlafenen Universums,
Rang die mächtige Gefangene nach Befreiung.
Mit ihrer lebendigen Sehnsucht weckte sie die träge Zelle auf,
Entfachte im Herzen ein Feuer der Leidenschaft und des Verlangens,
Inmitten der tiefen Ruhe lebloser Dinge
Erhob sich ihre starke Stimme von Mühe und Flehen und Kampf.
Ein tastend Bewusstsein in einer stimmlosen Welt,
Ein führungsloser Sinn ward ihr mit auf den Weg gegeben;
Denken ward zurückgehalten und nichts wusste sie jetzt,
Doch all das Unbekannte war fühlbar und greifbar für sie.
Gehorchend dem Drang der ungeborenen Dinge nach Geburt,
Brach sie aus ihrer Versiegelung empfindungslosen Lebens:
In ihrer Substanz von gedankenlos stummer Seelenstärke,
Die nicht bekunden kann, was zutiefst jene ahnt,
Erwachte ein blindes Bedürfnis nach Erkenntnis.
Die Kette, die sie fesselte, machte sie zu ihrem Instrument;
Instinkt besaß sie, die Schmetterlingspuppe der Wahrheit,
Und Bemühung und Wachstum und strebendes Nichtwissen.
Dem Körper Verlangen und Hoffnung auferlegend,
Dem Nichtbewussten Bewusstsein aufdrängend,
Brachte sie in die dumpfe Zähigkeit der Materie
Ihren gequälten Anspruch auf ihr verlorenes souveränes Recht,
Ihr rastlos Suchen, ihr geplagt schweres Herz,
Ihre schweifend unsicheren Schritte, ihren Schrei nach Wandlung.
Als Anbeterin einer Freude ohne Namen
Bringt sie in ihrer düsteren Kathedrale der Verzückung
Den dunklen Zwergen-Göttern geheime Riten dar.
Doch eitel ohne Ende ist das Opfer,
Der Priester ein Magier ohne Wissen, der bloß
Sinnlose Veränderungen im Plan des Altars bewirkt
Und blinde Hoffnungen in eine machtlose Flamme wirft.
Eine Bürde vergänglicher Gewinne erschwert ihre Schritte
Und kaum vermag sie unter dieser Last voranzukommen;
Doch die Stunden mahnen sie, weiter wandert sie,
Vorwärtsgehend von Gedanke zu Gedanke, von Wunsch zu Wunsch;
Ihr größter Fortschritt ist ein vertieftes Bedürfnis.
Materie befriedigt nicht, sie wendet dem Mental sich zu;
Sie erobert die Erde, ihr Feld, und beansprucht dann die Himmel.
Gefühllos, zerstörend die Werke, die sie vollbrachte,
Stolpern die Zeitalter über ihre Arbeit hinweg,
Und noch kam kein großes verwandelndes Licht herab
Und keine enthüllende Verzückung berührte ihren Fall.
Nur ein Schimmer spaltet manchmal den Himmel des Mentals
Und rechtfertigt die vieldeutige Vorsehung,
Die die Nacht zum Pfad gen unbekannte Morgendämmerungen macht
Oder zum dunklen Fingerzeig auf einen Zustand göttlicherer Art.
Im Nichtwissen begann ihre gewaltige Aufgabe,
Im Unwissen führt sie fort das unfertige Werk;
Tastet nach Wissen, doch findet nicht der Weisheit Antlitz.
Langsam aufsteigend mit unbewussten Schritten
Wandert sie hier als Findelkind der Götter
Wie eine Kinder-Seele nahe an den Toren der Hölle,
Durch den Nebel tappend auf der Suche nach dem Paradies.
In diesem langsamen Anstieg muss er ihrem Schritte folgen
Sogar von ihrem schwachen und trüben unterbewussten Anfang an:
Nur so kann der Erde letzte Erlösung kommen.
Denn so nur lernte er die unerfindliche Ursache kennen
Von allem, was uns zurückhält und Gott hindert
Bei der Haftentbindung der eingesperrten Seele.
Auf rasanten Pfaden des Sturzes durch gefahrvolle Tore
Geriet er in eine graue Obskurität,
Wo es von Instinkten aus mentallosen Schlünden nur so wimmelte,
Die drängten, eine Form anzunehmen und einen Platz zu bekommen.
Hier war die Lebensmacht mit Tod und Nacht vertraut
Und aß die Kost des Todes, damit sie eine Weile atmen darf;
Sie war der beiden Hausgenossin und adoptierte Waise.
Akzeptierend Unterbewusstsein, im Reiche stummer Finsternis
Ein Gast, erhoffte sie sich gar nichts mehr.
Weit entfernt von Wahrheit und lichtvollem Denken
Sah er den ursprünglichen Sitz, die gesonderte Geburt,
Der entthronten, entstellten und leidenden Macht.
Ein trauriges Gesicht wahr gewordener Unwahrheit,
Ein Widerspruch zu unserer göttlichen Herkunft,
Gleichgültig gegenüber Schönheit und Licht,
Trug protzend sie ihre tierische Schmach zur Schau,
Ohne Tarnung, brutal und nackt,
Ein authentisches Bild, anerkannt und signiert
Von ihrer aus Himmel und Hoffnung verbannten Kraft,
Gefallen, rühmend die Scheußlichkeit ihres Zustandes,
Die Kriecherei einer einst halb göttlichen Stärke,
Die schamlose Verkommenheit ihrer tierhaften Begierden,
Die glotzende Fratze ihrer Unwissenheit,
Den nackten Körper ihrer Armseligkeit.
Hier kroch sie zuerst aus ihrem Schlammgehäuse,
Wo sie bewusstlos gelegen hatte, starr und stumm:
Noch ward sie festgehalten von seiner Enge und Starrheit,
Eine Dunkelheit hing ihr an, durch kein Licht getilgt.
Keine erlösende Berührung nahte von oben:
Der emporgerichtete Blick war fremd ihrer Sicht,
Vergessen war das furchtlos Göttliche in ihrem Gang;
Aufgegeben waren Herrlichkeit und Glückseligkeit,
Das Abenteuer auf den gefahrvollen Feldern der Zeit:
Kaum gelang es ihr, sich suhlend, zu ertragen und zu leben.
Ein weiter ruheloser Nebel suchenden Raumes,
Eine strahlenlose Region, in vagen Schwaden verschluckt,
Die aussah, namenlos, körperlos und obdachlos,
Wie ein eingewickelt schauloses und formloses Mental,
Erbat sich einen Körper, um seiner Seele Ausdruck zu verleihen.
Seine Bitte abgelehnt, tastete es nach Denken.
Noch nicht des Denkens mächtig, des Lebens kaum,
Tat einer bizarren und zwergenhaften Welt es sich auf,
Wo dieser glücklose Zauber seinen Ursprung hatte.
In schummrigen Grenzbereichen, wo Leben und Materie sich treffen,
Schweifte er zwischen halb gesehenen, halb erratenen Dingen,
Verfolgt von unergriffenen Anfängen und verlorenen Enden.
Dort wurde Leben geboren, starb aber, bevor es leben konnte.
Dort gab es keinen festen Boden, keine konstante Strömung;
Nur eine Flamme mentallosen Willens hatte Macht.
Er war sich selbst gegenüber schemenhaft, halb gefühlt, obskur,
Wie in schwerem Ringen der Leere nach sein.
In seltsamen Domänen, wo lebender Sinn alles war,
Aber kein meisternd Denken, keine Ursache, keine Regel gab,
Schrie nur ein grobes Kinderherz nach Spielsachen des Glücks,
Flackerte das Mental, ein gestörtes kindliches Glühen,
Und ziellose ungeformte Energien drängten nach Gestaltung
Und hielten jedes Irrlichtfeuer für eine leitende Sonne.
Diese blindlings wirkende Kraft konnte keinen überlegten Schritt tun;
Nach Licht verlangend folgte sie der Spur der Dunkelheit.
Eine nichtbewusste Macht tastete nach Bewusstsein,
Materie, von Materie geschlagen, erglühte zu Sinn,
Blinde Kontakte, langsame Reaktionen schlugen Funken
Des Instinktes aus einer verdeckt unterschwelligen Schicht,
Empfindungen wimmelten, des Denkens stummer Ersatz,
Wahrnehmung erwiderte den erweckenden Schlägen der Natur,
Aber mit einer noch mechanischen Reaktion,
Ein Ruck, ein Sprung, ein Anfang im Traum der Natur,
Und rüde ungezügelte Triebe stürmten drängelnd los,
Ohne Rücksicht auf jede Bewegung außer ihrer eigenen,
Und prallten, dunkel werdend, auf noch dunklere als sie selbst,
Frei in einer Welt eingerichteter Anarchie.
Das Bedürfnis zu existieren, der Instinkt zu überleben,
Beherrschte den Willen des spannungsvoll prekären Augenblicks
Und ein blindes Begehren spürte nach Futter aus.
Die Ausbrüche der Natur waren das einzige Gesetz,
Kraft rang mit Kraft, doch ohne ein Ergebnis:
Nur ein nichtwissendes Greifen und Treiben gab es
Und Gefühle und Instinkte, unkundig ihres Ursprungs,
Sinnesfreuden und Sinnesqualen, wie gewonnen so zerronnen,
Und die brachiale Bewegung unbesonnener Leben.
Es war eine nichtige überflüssige Welt,
Deren Wille zu sein nur arme und traurige Resultate erbrachte
Und ein sinnloses Leiden und ein graues Unbehagen.
Nichts schien der Mühe wert zu sein, zu werden.
Doch so urteilte nicht das erwachte Auge seines Geistes.
Wie ein einzelner Zeugenstern leuchtet,
Der abseits als des Lichtes einsamer Wächter strahlt,
Im Dahintreiben und Gewimmel einer mentallosen Nacht,
Alleiniger Denker in einer ziellosen Welt,
In Erwartung einer gewaltigen Morgendämmerung Gottes,
Sah er die Absicht in den Werken der Zeit.
Sogar in dieser Ziellosigkeit ward ein Werk vollbracht,
Das trächtig war mit magischem Willen und göttlichem Wandel.
Die ersten Windungen der kosmischen Schlangenkraft
Entrollten sich aus dem mystischen Ring der Materie Trance;
In der warmen Luft des Lebens erhob sie ihr Haupt.
Noch ward sie den lähmenden Schlaf der Nacht nicht los,
Konnte des Mentals Wundersprenkel und -Streifen noch nicht tragen,
Die Krone der Seele auf ihre juwelenbesetzte Haube setzen
Oder aufrecht in der Flammenglut des Geistes Sonne stehen.
Bis jetzt war nur Unflätigkeit und Kraft zu sehen,
Das heimliche Kriechen des Bewusstseins hin zum Licht
Durch einen fruchtbaren Schleim von Lust und schwelgendem Sinn,
Unter des Körpers Kruste eines aufgeblähten Selbstes
Ein zäh feuriges Schaffen in der Dunkelheit,
Die trübe Hefe des leidenschaftlichen Wandels der Natur,
Gärstoff zur Schaffung der Seele aus dem Morast.
Ein himmlischer Vorgang legte sich diese graue Verkleidung an,
Eine gefallene Unwissenheit in dessen verdeckter Nacht
Mühte sich um dessen stummes unschickliches Werk,
Eine Tarnung für das Bedürfnis des Nichtbewussten,
Um die Glorie Gottes aus dem Schlamm der Natur zu befreien.
Sein Sehen, spirituell in verkörpernden Augen,
Konnte den grauen phosphoreszierenden Dunst durchdringen
Und die Geheimnisse des wechselnden Flusses erfassen,
Der diese stummen und festen Zellen belebt
Und das Denken und Verlangen des Fleisches lenkt
Sowie die starke Lust und den starken Hunger seines Willens.
Auch dem folgte er entlang seiner verborgenen Strömung
Und spürte dessen Taten nach zu einem wundersamen Quell.
Eine mystische Präsenz, die keiner erforschen noch beherrschen kann,
Schöpferin dieses Spiels von Strahlen und Schatten
In diesem süßen und bitteren paradoxen Leben,
Verlangt vom Körper die Vertraulichkeiten der Seele
Und verknüpft durch die schnelle Vibration eines Nervs
Seine mechanischen Erregungen mit Licht und Liebe.
Sie ruft die schlafenden Erinnerungen des Geistes
Empor aus unterbewussten Tiefen unterhalb des Schaums der Zeit;
Ihre Flamme der glücklichen Wahrheit vergessen,
Erscheinend mit schweren Augen, die kaum sehen,
Kommen sie verkleidet als Gefühle und Begierden,
Schwimmen wie Tang eine Weile obenauf
Und steigen und sinken mit einer schlafwandlerischen Flut.
Sind ihre Regungen auch erniedrigt und unrein,
Brütet doch stets eine Himmelswahrheit in der Lebensmacht Tiefen;
In ihren dunkelsten Gliedern lodert dieses Feuer.
Ein Hauch von Gottes Verzückung in den Schöpfungsakten,
Eine verlorene Erinnerung an Glückseligkeit,
Lauert noch in den stummen Wurzeln von Tod und Geburt,
Der Welt besinnungslose Schönheit spiegelt Gottes Wonne wieder.
Das Lächeln dieser Verzückung ist insgeheim überall;
Sie strömt im Atem des Windes, im Saft des Baumes,
In Blättern und Blumen blüht ihre bunte Pracht.
Als Leben sein Dösen in der Pflanze durchbrach,
Die fühlt und leidet, nicht aber geht oder schreit,
Schuf sie in wildem Tier, geflügeltem Vogel und denkendem Mensch
Aus dem Rhythmus des Herzens die Takte ihrer Musik;
Sie zwang die unbewussten Gewebe aufzuwachen
Und nach Glück zu trachten und Pein zu ernten
Und vor Vergnügen zu erschauern und kurz vor Freude zu lachen
Und vor Schmerz zu erzittern und Ekstase zu erflehen.
Gebieterisch, sprachlos, falsch verstanden,
Dem Licht zu fern, dem Kern des Daseins zu nah,
Seltsam in die Zeit geboren aus der ewigen Seligkeit,
Drückt sie auf Herzens Kern und vibrierenden Nerv;
Ihre hitzige Selbstsuche zerreißt unser Bewusstsein;
Dies Brennen verursacht unseren Schmerz und unsere Lust:
Durchdrungen von ihr, aber blind für ihre wahre Freude,
Stürzt sich das Begehren der Seele auf vergängliche Dinge.
Aller Natur Verlangenstrieb, dem keiner widerstehen kann,
Kommt wogend durch das Blut und den stimulierten Sinn;
Eine Ekstase des Unendlichen ist ihr Grund.
Die wird in uns zu endlicher Liebe und Lust,
Wird Wille, zu erobern und zu besitzen, zu ergreifen und zu behalten,
Lebens Raum und Umfang und Vergnügens Vielfalt zu erweitern,
Zu kämpfen und bezwingen und anzueignen,
Wird Hoffnung, die eigene Freude mit der Freude anderer zu mischen,
Wird Sehnsucht, zu besitzen und der anderen Besitz zu werden,
Zu erfreuen und erfreut zu werden, zu fühlen, zu leben.
Hier war ihr früher kurzer Versuch zu sein,
Ihr schnelles Ende momentaner Freude,
Deren Stempel des Versagens das ganze unwissende Leben prägt.
Auch den Zellen seine Gewohnheit auferlegend,
Verfolgt das Phantom eines dunklen und bösen Anfangs
Wie ein Gespenst all das, was wir träumen und tun.
Zwar gibt es auf Erden fest gegründete Leben,
Ein Wirken aus Gewohnheit oder ein Sinn für Gesetz,
Eine stete Wiederholung im Fließenden,
Doch sind die Wurzeln ihres Willens stets die gleichen;
Aus dem Stoff dieser Leidenschaften sind wir gemacht.
Dies war der erste Schrei der erwachenden Welt.
Noch haftet es uns an und umklammert den Gott.
Selbst wenn Vernunft geboren ist und Seele Gestalt annimmt,
Bleibt es im Tier und Reptil und im denkenden Menschen
Noch bestehen und ist der Quell von ihrem ganzen Leben.
Auch dies war nötig, damit Atem und Leben möglich sei.
Der Geist in einer endlichen unwissenden Welt
Muss solcherweise sein gefangenes Bewusstsein befreien,
In kleinen Strahlen an bebenden Punkten herausgepresst
Aus dem versiegelt Unendlichen des Nichtbewussten.
Dann sammelt es langsam Masse, schaut auf zum Licht.
Diese Natur lebt festgebunden an ihrem Ursprung,
Noch liegt ein klammernder Griff von niederer Kraft auf ihr;
Aus unbewussten Tiefen entspringen ihre Instinkte;
Ihr Leben ist Nachbar des empfindungslosen Nichts.
Nach diesem Gesetz ward eine unwissende Welt geschaffen.
In der Rätselhaftigkeit der verdunkelten Weiten,
In der Leidenschaft und dem Selbstverlust des Unendlichen,
Als alles in das verneinende Leer eingetaucht war,
Wäre die Nacht des Nichtseins nie zu retten gewesen,
Wenn nicht das Sein in das Dunkel hinabgetaucht wäre,
Mit sich tragend sein dreifach mystisches Kreuz.
In Weltzeit die zeitlose Wahrheit beschwörend,
Können in Leid verwandelte Seligkeit, zu Unwissen gewordenes Wissen
Und die zu eines Kindes Hilflosigkeit gewordene Kraft Gottes
Mit ihrem Opfer den Himmel herniederbringen.
Ein Widerspruch liegt dem Leben zugrunde:
Die ewige, die göttliche Wirklichkeit
Hat sich mit ihren eigenen Gegensätzen konfrontiert;
Sein wurde zur Leere, Bewusstseinskraft
Zum Nichtwissen und zum Ablauf einer blinden Energie,
Ekstase nahm die Gestalt von Weltschmerz an.
Nach dem Gesetz einer mysteriösen Fügung
Hat eine Weisheit in der Vorbereitung deren weit entlegenen Ziele
So den Beginn ihres gemächlichen äonischen Spiels geplant.
Ein Suchen mit verbundenen Augen, ein Ringen und tastendes Ergreifen
Einer halbwegs sichtbaren Natur und einer verborgenen Seele,
Ein Versteckspiel in dämmrigen Räumen,
Ein Spiel von Liebe und Hass und Angst und Hoffnung,
Setzt in der Kinderstube des Mentals nach wie vor weiter fort
Seine heftige und grobe Balgerei der selbstgeborenen Zwillinge.
Schließlich vermag die kämpfende Energie aufzutauchen
Und sich mit dem stimmlosen Wesen in weiteren Gefilden zu treffen;
Dann können sie sich sehen und sprechen und, Brust an Brust,
In einem größeren Bewusstsein, einem helleren Licht,
Die Zwei einander umarmen, wetteifern und umeinander wissen,
Erblickend näher nun das Angesicht des Spielgefährten.
Sogar in diesen formlosen Windungen konnte er
Die Reaktion der Materie auf eine kindliche Seelenregung fühlen.
Verhüllt in der Natur sah er den mächtigen Geist,
Beobachtete die schwache Geburt einer gewaltigen Kraft,
Ging dem Rätsel des zaghaften Schrittes der Gottheit nach,
Hörte die zarten Rhythmen einer großen ungeborenen Muse.
Dann kam ein feurigerer Atem erwachenden Lebens
Und aus dem trüben Abgrund der Dinge stiegen
Die seltsamen Kreaturen eines denkenden Sinnes,
Existenzen, halb Wirkliches und halb Traum.
Ein Leben war dort, das zu überleben keine Hoffnung hatte:
Wesen wurden geboren, die spurlos zugrunde gingen,
Ereignisse, die Teile eines gestaltlosen Dramas waren,
Und Taten, getrieben von einem blinden Kreaturwillen.
Eine suchende Macht fand ihren Weg zur Form,
Muster wurden gebildet von Liebe und Freude und Schmerz
Und symbolische Figuren für die Stimmungen des Lebens.
Ein Insekten-Hedonismus flatterte und kroch
Und aalte sich auf der erregten Oberfläche einer sonnigen Natur,
Und Drachen-Verzückungen, Python-Qualen
Krochen im Sumpf und Morast und züngelten zur Sonne empor.
Riesige gepanzerte Kräfte erschütterten den dünnen bebenden Grund,
Große gewaltige Geschöpfe mit einem zwergenhaften Gehirn,
Und Pygmäen-Stämme setzten ihr kleines Lebens-Treiben durch.
In einem Zwergenmodell der Menschheit
Setzte jetzt die Natur ihr äußerstes an Erfahrung
Und das Meisterstück der Launenhaftigkeit ihres Entwurfes ein,
Leuchtendes Ergebnis ihres halbbewussten Aufstiegs
Auf Stufen zwischen ihrem Feinstem und Groteskem
Von winzig Kleinem bis zu massigen Formen hin,
Zu einer feinen Ausgewogenheit von Körper und Seele,
Zu einer Ordnung von intelligenter Kleinheit.
Um ihn herum in den Moment-Takten der Zeit
Erhob sich das Königreich des tierischen Selbstes,
Wo Tätigkeit alles und das Mental erst halb geboren ist
Und das Herz einer stummen unbemerkten Kontrolle gehorcht.
Die Kraft, die durch das Licht der Unwissenheit wirkt,
Begann ihr Tier-Experiment,
Bevölkerte mit bewussten Kreaturen ihr Weltenschema;
Doch waren diese nur für Äußeres empfänglich,
Nur auf Berührungen und Oberflächen sprachen sie an
Und auf den Stachel des Bedürfens, der ihr Leben antrieb.
Ein Körper, unkundig der eigenen Seele im Innern,
Lebte und sehnte sich dort, hatte Zorn und Freude und Kummer;
Ein Mental war dort, das der objektiven Welt begegnete,
Als stünde ein Fremder oder ein Feind vor seiner Tür:
Seine Gedanken waren durch die Schocks der Sinne geknetet;
Es erfasste nicht den Geist in der Form,
Es drang nicht in das Herz von dem ein, was es sah;
Es suchte nicht nach der Kraft hinter der Tat,
Es forschte weder nach dem verborgenen Beweggrund der Dinge
Noch strebte es danach, den Sinn von alledem zu finden.
Wesen gab es dort, die trugen eine menschliche Form;
Sie lebten vertieft in der Leidenschaft der Szenerie,
Doch wussten nicht, wer sie waren oder warum sie lebten:
Zufrieden damit, zu atmen, zu fühlen, zu empfinden, zu handeln,
Hatte das Leben für sie kein anderes Ziel als die Freude der Natur
Und den Stimulus und den Genuss der äußeren Dinge;
Identifiziert mit der äußeren Schale des Geistes,
Arbeiteten sie für des Körpers Bedürfnisse, weiter begehrten sie nichts.
Der verschleierte Zuschauer, der aus ihren Tiefen blickt,
Sah weder mit seinem inneren Auge auf sich selbst
Noch sah er sich nach dem Verfasser des Stückes um,
Allein das Schauspiel und die Bühne nahm er wahr.
Es gab keinen grübelnden Druck eines tieferen Sinnes,
Die Bürde des Nachdenkens wurde nicht getragen:
Mit unkundigen Augen blickte das Mental auf die Natur,
Verehrte ihre Segensgaben und fürchtete ihre monströsen Schläge.
Es sann nicht nach über den Zauber ihrer Gesetze,
Es dürstete nicht nach den geheimen Quellen der Wahrheit,
Aber führte ein Verzeichnis über drängende Fakten
Und fädelte Sensationen auf einen anschaulichen Faden:
Es jagte und es floh und witterte die Winde,
Oder räkelte träge im Sonnenschein und in milder Luft:
Es suchte die fesselnden Kontakte der Welt,
Doch nur um die Oberflächen-Sinne mit Glück zu füttern.
Die spürten in der äußeren Berührung das Zittern des Lebens,
Die Seele hinter der Berührung aber fühlten sie nicht.
Ihre eigene Form vor Schaden durch die Natur zu schützen,
Zu genießen und zu überleben, war ihre ganze Sorge.
Der enge Horizont ihrer Tage war gefüllt
Mit Dingen und Wesen, die helfen und schaden konnten:
Die Werte der Welt hingen an ihrem kleinen Selbst.
Isoliert, zusammengedrängt im weiten Unbekannten,
Um ihr kleines Leben vor dem umgebenden Tod zu schützen,
Bauten sie einen engen Festungsring
Gegen den Ansturm des riesigen Universums:
Die Welt ausbeutend waren sie selber Beute,
Aber träumten nie davon, zu siegen und frei zu sein.
Den Hinweisen und festen Tabus der Weltmacht gehorchend,
Entnahmen ihrem reichhaltigen Vorrat sie Kärgliches nur;
Es gab keinen bewussten Kodex und keinen Lebensplan:
Die Denkmuster einer kleinen Gruppe
Legten die Regeln für ein herkömmliches Verhalten fest.
Nicht um die Seele wissend, außer als ein Gespenst im Innern,
Gebunden an einen Mechanismus unveränderlichen Lebens,
Einen dumpf gewöhnlichen Sinn und des Fühlens Puls,
Drehten sie in Furchen animalischer Begierden.
Umringt von Steinmauern schafften und stritten sie,
Taten aus vereinter Ichsucht ein wenig Gutes
Oder fügten fürchterliches Unrecht und grausamen Schmerz
Fühlendem Leben zu und dachten, sie täten nichts Böses.
Heiß vom Plündern glücklich friedvoller Heime
Und satt vom Schlachten, Rauben, Schänden und Brandschatzen,
Machten sie menschliche Selbste zu ihrer hilflosen Beute,
Zur Herde von Gefangenen, geführt in lebenslängliches Leid,
Oder erhoben Marter zum Spektakel und Feiertag,
Voll Spott oder begeistert bei den Schmerzen ihrer zerrissenen Opfer;
Sich selbst bewundernd als Titanen und als Götter
Besangen sie stolz ihre großen und glorreichen Taten
Und priesen ihren Sieg und ihre wundervolle Stärke.
Ein Tier in einer vom Instinkt getriebenen Herde,
Gedrängt von Lebensimpulsen, gezwungen von Gemeinbedürfnissen,
Sah jeder sich gespiegelt in seinesgleichen;
Alle dienten dem Ziel und Handeln des Rudels.
Diejenigen wie er, verwandt durch Blut oder Brauch,
Waren Teil seines Lebens, ihm beigeordnete Selbste,
Die konstituierenden Sterne seines persönlichen Sternen-Nebels,
Satelliten, die sein Sonnen-Ich begleiten.
Ein Meister des Umfeldes seines Lebens,
Ein Führer von einer wirren Masse an Menschen,
Auf gefahrvoller Erde um des Schutzes willen zusammengeschart,
Sammelte er sie um sich wie kleinere Mächte,
Um gemeinsam gegen die Welt eine Front zu bilden,
Oder, allein und schwach auf gleichgültiger Erde,
Als Festung für sein ungeschütztes Herz
Oder um seines Körpers Einsamkeit zu lindern.
In anderen als seiner Art witterte er den Feind,
Eine fremde ungleiche Kraft, die zu meiden und zu fürchten war,
Ein Fremdling und Gegner, den man hasst und erschlägt.
Oder er lebte, so wie die Bestie einsam lebt;
Im Krieg mit allen, trug er allein sein Los.
Versunken in das heutige Tun, die flüchtigen Tage,
Dachte niemand daran, über den Lohn der Stunde hinauszuschauen,
Oder träumte davon, diese Erde zu einer schöneren Welt zu machen,
Oder fühlte eine göttliche Berührung sein Herz überraschen.
Die Fröhlichkeit, die der flüchtige Moment bescherte,
Die gepackte Lust, das Glück, die gewonnene Erfahrung,
Bewegung und Schnelle und Stärke waren Freude genug
Sowie der Austausch körperlicher Sehnsüchte, Streiten und Spielen,
Tränen und Lachen und das Bedürfnis, das man Liebe nennt.
In Krieg und Umfangen einten sich diese Lebenswünsche mit dem All-Leben,
Das Ringen einer gespaltenen Einheit,
Sich gegenseitig Kummer und Glück bereitend
In Unkenntnis des Selbstes, das immer eins ist.
Mit Hoffnung und Freude seine Geschöpfe rüstend,
Kämpfte dort ein halb erwachtes Nichtwissen,
Um durch Sehen und Berührung das Äußere der Dinge zu erkennen.
Triebkraft war geformt; im Schlaf der Erinnerung
Lebte Vergangenes wimmelnd fort wie in einem bodenlosen Meer:
Den stimulierten Sinn in Halbdenken wendend,
Tastete sie mit ungeschickten Händen herum nach Wahrheit,
Riss das Wenige an sich, das sie von ihr erlangen und erfassen konnte,
Und legte es in ihrer unterbewussten Höhle ab.
So muss das dumpfe Wesen an Licht und Kraft gewinnen
Und sich schließlich zu seiner höheren Bestimmung erheben,
Zu Gott emporschauen und auf das Weltall ringsherum,
Muss lernen durch Scheitern und vorwärtsschreiten durch Fall,
Den Kampf mit Umwelt und Verhängnis bestehen,
Durch Leid seine Seele tief innen entdecken
Und durch Besitz in seine eigenen Weiten wachsen.
Auf halber Strecke blieb sie stehen und fand ihren Weg nicht mehr.
Noch immer war nichts erreicht als ein Beginn,
Doch schien der Kreis ihrer Kraft geschlossen nun.
Nur Funken von Unwissenheit hatte sie herausgeschlagen;
Nur das Leben konnte denken, nicht aber das Mental,
Nur die Sinne konnten fühlen, nicht aber die Seele.
Nur etwas Hitze von der Flamme des Lebens war entfacht,
Etwas Freude am Dasein, ein paar verzückte Sinnessprünge.
Alles war ein Antrieb von halbbewusster Kraft,
Ein sich ausbreitender Geist, der im dichten Lebensschaum versinkt,
Ein vages Selbst, das nach der Form der Dinge greift.
Hinter allem bewegten Suchen nach Gefäßen,
Die eine erste unreife Lese der Trauben Gottes fassen können,
Ein Träufeln übernatürlicher Seligkeit auf dem Erdenschlamm,
Trieb, berauschend die benommene Seele und das Mental,
Ein schwerer Wein der Verzückung, dunkel und stark,
Trübe, noch nicht umgewandelt in spirituellen Gehalt,
Obskurer Bewohner des blinden Kerns der Welt,
Der Wille einer ungeborenen Gottheit, ein stummes Begehren.
Eine dritte Schöpfung enthüllte nun ihr Angesicht.
Eine Form für das frühe Mental des Körpers ward gemacht.
Ein Glitzern von Licht entfachte die obskure Weltkraft;
Es stattete eine getriebene Welt mit der sehenden Idee aus
Und rüstete das Tun mit dem dynamischen Punkt des Denkens aus:
Ein winzig denkendes Wesen nahm die Werke der Zeit wahr.
Von unten her rief eine schwierige Evolution
Eine vermummte Intervention von oben herab;
Sonst hätte dies große, blind bewusstlose Universum
Nie sein verborgenes Mental aufdecken können,
Auch nicht, mit Scheuklappen versehen in Tier und Mensch,
Die Intelligenz bewirkt, die den kosmischen Plan ersann.
Zuerst sah er eine trübe obskure Mentalkraft
Versteckt sich regen hinter Materie und stummem Leben.
Als dünnes Geström floss es in die ungeheure Flut des Lebens,
Schlingernd und treibend unter treibendem Himmel
Inmitten der Wogen und schimmernd brausender Brandung,
Freigesetzt in Spritzer der Empfindung und Wellen der Gefühle.
In der tiefen Mitte einer empfindungslosen Welt
Stürzten seine Wellen und Bewusstseinsschaum zuhauf,
Drängend und wirbelnd durch eine schmale Meerenge,
Erfahrung tragend in seinem wimmelnden Gang.
Fließend tauchte es auf in ein oberes Licht
Aus dem tiefen Pfuhl seiner subliminalen Geburt
Gen irgend hohes noch unbekanntes Dasein.
Es gab kein denkendes Selbst, es gab kein Ziel:
Alles war wirres Gedränge und vages Suchen.
Zur unsicheren Oberfläche stiegen nur
Empfindungen auf, ein Stechen und Schneiden von Gier,
Sprünge der Leidenschaft und Schreie kurzer Gefühlsregungen,
Ein beiläufiges Zwiegespräch von Fleisch zu Fleisch,
Ein Flüstern von Herz zu wortlos sehnendem Herz,
Schimmer von Erkenntnis ohne jegliche Form eines Gedankens
Und Strahlen unterbewussten Wollens oder des Hungers Zerren.
Alles war schwaches Funkeln auf einem schäumenden Kamm:
Es wirbelte um ein treibendes Schattenselbst
Auf einer nichtbewussten Flut von Kraft in der Zeit.
Dann kam der Druck von einer sehenden Macht,
Die alles in eine tanzend schlammige Masse zog,
Kreisend um einen einzigen leuchtenden Punkt,
Referenzzentrum in einem bewussten Bereich,
Figur eines einenden Lichtes im Innern.
Sie zündete den Impuls der halbempfindenden Flut,
Verlieh sogar den Anschein von Festigkeit
Als könnte ein Meer ein sicherer Boden sein.
Jene seltsam beobachtende Macht drängte ihre Sicht auf.
Sie zwang das Fließende in eine Grenze und eine Form,
Sie gab ihrem Strom ein flaches schmales Ufer,
Zog feste Linien, um des Geistes Formlosigkeit einzufangen.
Sie formte das Lebens-Mental von Vogel und wildem Tier,
Die Erwiderung des Reptils und des Fisches,
Das primitive Muster der Gedanken des Menschen.
Eine endliche Regung des Unendlichen
Kam ihren Weg geflogen durch eine weite Luft der Zeit;
Ein Marsch des Wissens setzte sich im Nichtwissen in Bewegung
Und schützte in der Form eine gesonderte Seele.
Ihr Recht, unsterblich zu sein, behielt sie sich vor,
Doch schuf sie einen Wall gegen die Belagerung des Todes
Und warf eine Angel aus, um Ewigkeit zu fangen.
Ein denkendes Gebilde erschien im Raum.
Eine kleine geordnete Welt brach ein ins Blickfeld,
Wo das Wesen für Tat und Sicht eine Gefängniszelle hatte,
Einen Boden zum Gehen, einen klaren, wenn auch kärglichen Bereich.
Eine Werkzeug-Persönlichkeit ward geboren,
Und eine eingeschränkte zugeschnürte Intelligenz
Willigte ein, in engen Grenzen
Seine Suche zu halten; es band das Denken an sichtbare Dinge,
Verbietend das Abenteuer des Ungesehenen
Und das Schreiten der Seele durch unbekannte Unendlichkeiten.
Eine Reflex-Vernunft, Spiegel der Natur -Gewohnheit,
Warf Licht auf das Leben, um sein Feld zu erkennen und festzulegen,
Akzeptierte eine gefahrvoll unkundige Kürze
Und den nicht schlüssigen Zweck seines Ganges
Und Nutzens aus der unsicheren Gunst der Stunde
In den zugewiesenen Grenzen seines Schicksals.
Ein wenig Freude und Wissen genügte
Diesem kleinen Wesen, in einen Knoten geschnürt
Und aufgehängt in einer Wölbung seiner Umgebung,
Ein kleiner Ausschnitt in unermesslichem Raum,
Eine kurze Lebensspanne in all der weiten Zeit.
Es gab ein Denken, das plante, einen Willen, der strebte,
Doch nur zu kleinen Zielen in einem engen Kreise,
Verschwendend maßlose Mühe an vergängliche Dinge.
Es kannte sich als ein Geschöpf aus dem Schlamm;
Es verlangte kein größeres Gesetz, kein höheres Ziel;
Es hatte keine Sicht nach innen, keinen Blick nach oben.
Ein schwerfällig Schulkind auf der wackeligen Bank der Logik,
Unterwiesen durch den irrenden Sinn,
Hielt es die äußere Erscheinung für das Antlitz Gottes,
Die Wanderung der Sonnen für zufällige Lichter,
Den sternenübersäten Streifen fraglicher Bläue für den Himmel;
Aspekte des Seins gaben vor, das Ganze zu sein.
Da war eine Stimme emsigen Austausches,
Ein Marktplatz alltäglicher Gedanken und Taten:
Ein schnell verbrachtes Leben, ein Mental als Sklave des Körpers
Erschienen hier als strahlende Krone des Schaffens der Natur,
Und winzige Egos gebrauchten die Welt als Mittel,
Um Zwergengelüste und flüchtige Begierden für eine Weile zu stillen,
Sahen todverschlossenen Durchgang als Anfang und Ende des Lebens
Als ob eine Sackgasse das Signum der Schöpfung wär,
Als hätte die Seele dafür Geburt gewünscht
In dem Wunderland einer selbsterschaffenden Welt
Und den Gelegenheiten eines kosmischen Raumes.
Dies Geschöpf, einzig auf Überleben erpicht,
Gefesselt an Gedanken ohne Belang und Weitblick
Und an des Körpers Bedürfnisse, Schmerzen und Freuden,
Dies Feuer, das durch den Tod seines Brennstoffs wächst,
Nahm zu durch das, was es ergriff und sich zu eigen machte:
Es raffte und wuchs und gab sich selbst an niemand hin.
Es hoffte nur auf Größe in seiner Höhle
Und auf Vergnügen und Sieg in kleinen Machtbezirken
Und auf Eroberung von Lebensraum für sich und seinesgleichen,
Ein Tier, begrenzt durch seinen Futterraum.
Es kannte in seinem Hause den Unsterblichen nicht;
Es hatte keinen größeren tieferen Daseinsgrund.
Nur innerhalb von Grenzen war es machtvoll;
Darauf bedacht, Wahrheit für äußeren Gebrauch zu fassen,
Diente sein Wissen dem Körper als Instrument;
Vertieft in die kleinen Arbeiten seines Zuchthauses,
Drehte es sich stetig um die gleichen unverrückbaren Punkte
Im gleichen Kreise von Eigennutz und Gier,
Hielt jedoch sich selbst für den Meister seines Kerkers.
Obwohl für Taten, nicht aber für Weisheit gemacht,
War Denken sein Gipfel – oder sein Gossenrand:
Es sah ein Bild der äußeren Welt
Und sah sein Oberflächen-Selbst, mehr aber kannte es nicht.
Aus einer langsamen konfus verwickelten Selbstsuche heraus
Wuchs das Mental zu einer umrissenen Klarheit, ganz präzise,
Ein Glanz, eingeschlossen in einer steinernen Unwissenheit.
Unter der engstirnigen Führung dieses gebundenen Denkens,
Dem Boden verhaftet, inspiriert von gewöhnlichen Dingen,
Hängend an einer begrenzt vertrauten Welt,
Inmitten der Vielzahl ihrer motivierten Handlungsstränge,
Ihren wechselnden Darstellern und ihren Millionen Masken,
War die Daseinsweise der Lebensmacht ein eintönig gleiches Spiel.
Es gab keine weiten Ausblicke des Geistes,
Keine raschen Invasionen unbekannter Wonne,
Keine goldnen Fernen weiter Befreiung.
Dieser armselige Zustand glich unseren menschlichen Tagen,
Aber lag als unveränderliche Art auf Ewigkeit fest,
Eines Augenblicks Bewegung, verdammt, die Zeit zu überdauern.
Brückengleich überspannend die nichtbewussten Schlünde,
War Dasein ein halberleuchteter Bau im Nebel,
Der aus einer Leere von Form in die Sicht emporstieg
Und hineinragte in eine Leere von Seele.
Als ein kleines Licht in einer großen Dunkelheit geboren,
Wusste Leben nicht, wohin es ging, noch woher es kam.
Um alles schwebte noch der nichtwissende Dunst.
Ende des vierten Cantos