Dritter Canto
Der Yoga des Königs:
Der Yoga von der Befreiung der Seele
Einer Welt Verlangen erzwang ihre sterbliche Geburt.
Einer an vorderster Front der uralten Suche,
Ein Vorkämpfer im rätselhaften Spiel,
In dem der Unbekannte sich selbst durch Formen zu finden sucht
Und durch die Stunden seine Ewigkeit begrenzt
Und das blinde Leere zu leben und zu sehen ringt,
Ein Denker und Schwerarbeiter in der Luft des Ideals,
Brachte in die stumme Not der Erde ihre leuchtende Macht hernieder.
Ihm eigen war ein Geist, der sich aus höheren Sphären
In unsere Provinz der Eintagsschau herniederließ,
Ein Siedler aus der Unsterblichkeit.
Als ein weisender Strahl auf der Erde unsicheren Straßen
Hielt seine Geburt ein Symbol und Zeichen hoch;
Sein menschliches Selbst, gleich einem durchsichtigen Mantel,
Umhüllte den Allweisen, der die nicht sehende Welt führt.
Raum und Zeit des Kosmos angehörig
Und hier Gottes Schuld an Erde und Mensch begleichend,
War eine höhere Sohnschaft sein göttliches Recht.
Obwohl einwilligend in sterbliche Unwissenheit,
Hatte sein Wissen Anteil am unbeschreiblichen Licht.
Als Kraft der ursprünglichen Permanenz,
Verstrickt in den Augenblick und seinen Fluss,
Behielt er die Schau von den Weiten dahinter:
In ihm war eine Macht aus dem Unerkennbaren.
Als Archivar der Symbole des Jenseits,
Als Schatzmeister übermenschlicher Träume
Trug er den Stempel mächtiger Erinnerungen
Und goss ihren reichen Glanz auf das Leben der Menschen.
Seine Tage waren ein langes Heranwachsen zum Höchsten.
Ein himmelwärts gerichtet Wesen, das seine eigenen Wurzeln
Mit Nahrung aus okkulten spirituellen Quellen nährt,
Stieg durch weiße Strahlen auf, einer unsichtbaren Sonne entgegen.
Seine Seele lebte als Gesandte der Ewigkeit,
Sein mentaler Geist war wie ein Feuer, das Himmel erstürmt,
Sein Wille ein Jäger auf den Fährten des Lichtes.
Ein ozeanischer Impuls hob jeden Atemzug empor;
Jede Tat hinterließ die Fußabdrücke eines Gottes,
Jeder Augenblick war ein machtvoller Flügelschlag.
Das kleine Fleckchen unserer Sterblichkeit,
Berührt von diesem Einwohner aus den Höhen,
Wurde zum Spielplatz des lebendigen Unendlichen.
Diese körperliche Erscheinung ist nicht alles;
Die Gestalt täuscht, die Person ist eine Maske;
Verborgen tief im Menschen können Himmelsmächte wohnen.
Sein zerbrechliches Schiff befördert durch das Meer der Jahre
Ein Inkognito des Unvergänglichen.
Ein Geist, der eine Flamme Gottes ist,
Ein feuriger Teil des Wundervollen,
Künstler seiner eigenen Schönheit und Freude,
Verweilt unsterblich in unserer sterblichen Armut.
Dieser Bildhauer der Formen des Unendlichen,
Dieser abgeschirmte unerkannte Einwohner,
Eingeweihter seiner eigenen verborgenen Mysterien,
Versteckt in einem kleinen stummen Kern sein kosmisches Denken.
In der stummen Stärke der okkulten Idee,
Die vorherbestimmte Form und Tat festlegt,
Passagier von Leben zu Leben, von Stufe zu Stufe,
Wechselnd sein Selbstbildnis von Gestalt zu Gestalt,
Sieht er die Ikone unter seinem Blicke wachsen
Und im Wurm den kommenden Gott voraus.
Zuletzt gelangt der Wanderer auf den Pfaden der Zeit
An die Grenzen der Ewigkeit.
In das vergängliche Symbol des Menschseins eingehüllt,
Fühlt er seine Substanz unsterblichen Selbstes
Und verliert seine Verwandtschaft mit der Sterblichkeit.
Ein Lichtstrahl des Ewigen trifft mit voller Kraft sein Herz,
Sein Denken erstreckt sich ins Unendliche;
Alles in ihm wendet sich den Weiten des Geistes zu.
Seine Seele bricht aus, um sich mit der Überseele zu einen,
Sein Leben wird zum Ozean durch jenes Superleben.
Er hat von den Brüsten der Mutter der Welten getrunken;
Eine unermessliche Übernatur füllt seinen Körper:
Sie nimmt den immerwährenden Boden seines Geistes an
Als Sicherheit für ihre sich wandelnde Welt
Und formt die Gestalt ihrer ungeborenen Mächte.
Als selbst unsterblich konzipiert sie sich in ihm,
Im Geschöpf wirkt unverhüllt die Schöpferin:
Ihr Antlitz wird durch seines gesehen, ihre Augen durch seine Augen;
Ihr Wesen ist seines durch eine weite Identität.
Dann ist enthüllt im Menschen das offenkundig Göttliche.
Ein statisches Geeintsein und eine dynamische Macht
Kommen in ihn hernieder, die Siegel der integralen Gottheit;
Seine Seele und sein Körper nehmen jene herrliche Prägung an.
Eine lange dämmrige Vorbereitung ist das Leben des Menschen,
Ein Kreislauf von Mühsal und Hoffen und Krieg und Frieden,
Ausgefurcht vom Leben auf dem obskuren Boden der Materie.
In seinem Aufstieg hin zu einem Gipfel, den noch kein Fuß betrat,
Sucht er in einem von Flammen durchzuckten Halbschatten
Nach einer verhüllten Wirklichkeit, halb erkannt, stets verfehlt,
Forschend nach etwas oder jemand nie Gefundenem,
Kult eines Ideals, das hier nie verwirklicht wurde,
Eine endlose Spirale von Aufstieg und Fall,
Bis endlich der gigantische Punkt erreicht ist,
Wo die Glorie von jenem durchscheint, für den wir erschaffen wurden,
Und wir einbrechen in die Unendlichkeit Gottes .
Über die Grenzen unserer Natur hinaus entkommen wir
In den Bogen lebendigen Lichtes der Übernatur.
Dies ward nun bezeugt in jenem Sohn der Kraft;
In ihm legte dieser hohe Übergang sein Fundament.
Als ursprüngliche und überirdische Immanenz,
Deren künstlerisches Wirken der ganze Prozess der Natur ist,
Legte der kosmische Arbeiter heimlich seine Hand an,
Um diese schwache Lehmmaschine für Himmelszwecke umzuwandeln.
Eine Gegenwart wirkte hinter dem doppelsinnigen Schirm:
Sie stampfte seinen Boden, um das Gewicht eines Titanen zu tragen,
Verfeinernd halbfertige Blöcke von natürlicher Kraft,
Meißelte sie seine Seele in eine Statue Gottes.
Der Handwerker des magischen Materials des Selbstes,
Der seinen hohen und schwierigen Plan
In der weiten Werkstatt dieser wunderbaren Welt ausarbeitet,
Formte in innerer Zeit seine rhythmischen Wesensteile.
Dann kam das unerwartete transzendente Wunder:
Zeigen konnte der maskierte makellose Großartige,
Im okkulten Mutterleibe des Lebens in den Wehen liegend,
Seine erträumten Herrlichkeiten kommender Dinge.
Eine Krone der Architektur der Welten,
Ein Mysterium vermählter Erde und Himmel
Fügte Göttlichkeit der sterblichen Struktur hinzu.
Ein Seher ward geboren, ein leuchtender Gast der Zeit.
Für ihn ward das begrenzende Firmament des Mentals oben beseitigt.
An der Greif-Spitze von Nacht und Tag
Riss ein Spalt im alles verbergenden Gewölbe auf;
Die bewussten Enden des Wesens wichen wälzend zurück:
Es fielen die Grenzsteine der kleinen Person,
Das Insel-Ego einte sich mit seinem Festland.
Überwunden war diese Welt der starren Formen, die alles begrenzen:
Des Lebens Schranken öffneten sich dem Unbekannten.
Aufgehoben waren die Vereinbarungen des Begriffsvermögens
Und, streichend die harte Klausel der Unterwerfung,
Annulliert der Vertrag der Seele mit dem Nichtwissen der Natur.
All die grauen Hemmnisse waren zerrissen
Und zerbrochen war der harte und glänzende Deckel des Intellekts;
Wahrheit fand ungeteilt immensen Himmelsraum;
Eine empirische Vision sah und wusste;
Das begrenzte Mental wurde grenzenloses Licht,
Das endliche Selbst vermählte sich mit Unendlichkeit.
Sein Marsch schwang sich nun hoch in eines Adlers Flug.
Aus seiner Lehrzeit bei der Unwissenheit
Erhob ihn Weisheit in ihr meisterliches Handwerk
Und machte ihn zum Erz-Steinmetz der Seele,
Zum Erbauer des geheimen Hauses des Unsterblichen,
Zum Anwärter der überirdischen Zeitlosigkeit:
Freiheit und Herrschaft riefen ihm zu von jener Höhe;
Über dem Zwielicht des Mentals und des Lebens sterngeführter Nacht
Erstrahlte die Morgenröte eines spirituellen Tages.
Wie er so wuchs in sein weiteres Selbst,
Wurden seine Regungen immer weniger vom Menschsein bestimmt;
Ein größeres Wesen schaute eine größere Welt.
Ein furchtloser Wille nach Erkenntnis wagte die Seile zu beseitigen,
Die Vernunft zur Absicherung spannt und die ein Hemmnis sind
Für den Aufstieg des Mentals, den Sprung der Seele in das Unendliche.
Schon seine ersten Schritte durchbrachen unsere kleinen Erdschranken
Und schweiften in einer umfassenderen freieren Luft umher.
Mit Händen, gestützt von einer umgestaltenden Macht,
Nahm spielend auf er wie den Bogen eines Riesen,
Der in einer versiegelten und geheimen Höhle schlummernd lag,
Jene Kräfte, die im Innern des Menschen unverwendet schlafen.
Wunder wurde bei ihm eine ganz normale Tat
Und er machte zum ganz allgemeinen Teil göttlicher Werke,
Prachtvoll natürlich auf dieser Höhe,
Bemühungen, die die Kraft sterblicher Herzen zerschmettern würden,
Verfolgte mit der machtvollen Leichtigkeit eines Königs
Ziele, die für den Alltagswillen der Natur zu erhaben sind:
Zahlreich kamen die Gaben des Geistes zu ihm;
Sie waren Grundstruktur seines Lebens und sein Privileg.
Eine reine Wahrnehmung verlieh ihre leuchtende Freude:
Ihre innerste Schau wartete nicht auf das Denken;
Sie umfing die ganze Natur mit einem einzigen Blick,
Sie schaute in das wahre Selbst der Dinge;
Nicht mehr getäuscht durch die Gestalt, sah er die Seele.
Sie wusste, was sich in den Wesen, ihnen selbst unbekannt, verbarg;
Sie ergriff die Idee im Mental, den Wunsch im Herzen;
Sie riss aus grauen Falten der Verschwiegenheit
Die Motive heraus, die die Menschen vor eigenem Blicke verbergen.
Er fühlte, wie das pulsierende Leben anderer Menschen
Mit ihrem Glück und ihrem Kummer in ihn eindrang;
Ihre Liebe, ihr Zorn, ihr stillschweigend Hoffen
Kamen in Strömen oder flutenden Wogen
In den unbewegten Ozean seiner Ruhe.
Er hörte den inspirierten Klang seiner eigenen Gedanken
Im Gewölbe des Mentals von anderen widerhallen;
Die Gedankenströme der Welt passierten seine Sicht;
Sein inneres Selbst kam anderen Selbsten nah
Und trug die Bürde von Verwandtschaft, ein gemeinsames Band,
Und stand doch unberührt, König seiner selbst, allein.
Ein magischer Akkord beflügelte und stimmte
Die alten irdischen Saiten auf ätherische Symphonien ein;
Es erhob die Diener des Mentals und Lebens
Zu frohen Partnern in der Seele Antwort,
Gewebe und Nerven wandelten sich zu empfindsamen Saiten,
Aufnehmer von Glanz und Verzückung; es machte
Die Mittel des Körpers zu Akolyten des Geistes.
Ein himmlischeres Wirken von feinerer Art
Erleuchtete mit seiner Anmut des Menschen äußere Weltlichkeit;
Der Seele Erfahrung von dessen tieferen Schichten
Schlief nun nicht mehr, betäubt von der Vorherrschaft der Materie.
In der toten Mauer, die uns vom größeren Selbste trennt,
Tat sich in die Heimlichkeit scheinbaren Schlafes hinein,
Dem mystischen Gebiet jenseits unserer wachen Gedanken,
Eine Tür auf, eingebaut von der Kraft der Materie,
Und gab Dinge frei, noch nie erfasst vom irdischen Sinn:
Eine Welt, unsichtbar und unbekannt dem äußeren Mental,
Erschien in den stillen Räumen der Seele.
Er saß in geheimen Kammern und schaute hinaus
In die lichten Länder des Ungeborenen,
Wo alles vom Mental erträumte sichtbar und wahr
Und all das, was das Leben sich ersehnt, ganz nah herangerückt ist.
Er sah die Makellosen in ihren Sternenheimen,
Gekleidet mit der Herrlichkeit einer todlosen Gestalt,
In den Armen des Friedens des Ewigen liegen,
Versunken in die Herzschläge der Gott -Ekstase.
Er lebte in jenem mystischen Raum, wo Denken geboren
Und Wille genährt wird von einer ätherischen Macht
Und gespeist mit der weißen Milch von den Kräften des Ewigen
Bis dieser gleich dem eines Gottes wird.
In des Zeugen okkulten Zimmern mit Wänden, vom Mental erbaut,
Öffneten sich auf verborgene Innenräume und versteckte Gänge hin
Die Fenster der inneren Schau.
Er besaß das Haus der ungeteilten Zeit.
Hochhebend den schweren Vorhang des Fleisches
Stand er auf einer schlangenbewachten Schwelle
Und spähte in die schimmernden endlosen Korridore,
Schweigend und lauschend im stillen Herzen
Auf das Neue und Unbekannte, das näher kam.
Er blickte durch die leeren Schweigsamkeiten
Und hörte die Schritte der ungeträumten Idee
Auf den fernen Alleen der Jenseitigkeit.
Er hörte die geheime Stimme, jenes Wort, das weiß,
Und sah das geheime Antlitz, das unser eigenes ist.
Die inneren Ebenen enthüllten ihre Tore aus Kristall;
Fremde Mächte und Einflüsse berührten sein Leben.
Es kam eine Vision von höheren Reichen als den unsrigen,
Ein Bewusstsein von helleren Gefilden und Himmeln,
Von Wesen, unbegrenzter als kurzlebige Menschen
Und mit feineren Körpern als diese vorübergehenden Rahmenwerke,
Von Objekten, viel zu fein für unser materielles Greifen,
Taten, dynamisiert von übermenschlichem Licht,
Und Bewegungen, angetrieben von einer überbewussten Kraft,
Und Freuden, wie sie nie durch sterbliche Glieder strömten,
Und lieblichere Szenen als die der Erde und glücklichere Leben.
Ein Bewusstsein von Schönheit und von Seligkeit,
Ein Wissen, das zu dem wurde, was es wahrnahm,
Ersetzte den abgesonderten Sinn und das Herz
Und zog die ganze Natur in seine Umarmung.
Das Mental lehnte sich hinaus, um verborgenen Welten zu begegnen:
Luft leuchtete und wimmelte von wunderbaren Formen und Farben,
In den Nasenlöchern vibrierten himmlische Düfte,
Auf der Zunge weilte der Honig des Paradieses.
Ein Kanal der universalen Harmonie,
Hören war ein Strom magischer Audienz,
Ein Bett für okkulte Töne, die Erde nicht hören kann.
Aus einer verborgenen Gegend des schlummernden Selbstes
Kam die Stimme einer untergetauchten, unbekannten Wahrheit,
Die unter den kosmischen Oberflächen fließt,
Nur inmitten eines allwissenden Schweigens gehört,
Erfasst durch intuitives Herz und geheimen Sinn.
Es erfasste die Bürde von Geheimnissen, versiegelt und stumm,
Es brachte die unerfüllte Forderung der Erde zum Ausdruck
Sowie das Lied von der Verheißung unverwirklichter Himmel
Und alles, was sich in allgewaltigem Schlaf verbirgt.
In dem unaufhörlichen Drama, getragen von der Zeit
Auf jener langen lauschenden Flut, die der Welt
Unlösbaren Zweifel auf einer ziellosen Pilgerreise trägt,
Schäumte und sprudelte ein Gelächter schlaflosen Vergnügens
Und Gemurmel von Begehren, das nicht sterben kann:
Ein Schrei kam von der Welt Freude zu sein,
Von der Herrlichkeit und Größe ihres Willens zu leben,
Erinnerung an das Abenteuer der Seele im Raum
Als Reisende durch die magischen Jahrhunderte
Und durch die Mühsal des Seins im Universum der Materie,
Seinem Suchen nach der mystischen Bedeutung eigener Geburt
Und der Freude über hohe spirituelle Erwiderung,
Seinem Beben vor Befriedigung und Zufriedenheit
In all der Lieblichkeit der Gaben des Lebens,
Seinem starken Atem und Puls, der Spannung von Hoffen und Angst,
Seinem Geschmack an Schmerzen und Tränen und Ekstase,
Seiner Verzückung herzzerreißender Hieb von plötzlicher Seligkeit,
Dem Schluchzen seiner Leidenschaft und endlosen Pein.
Das Raunen und Flüstern der ungehörten Klänge,
Das um unser Herz sich drängt, aber kein Fenster
Zum Eindringen findet, schwoll zu einem Lobgesang
Von allem, was darunter leidet, noch unbekannt zu sein,
Von allem, das vergebens sich bemüht, geboren zu werden,
Von all der Lieblichkeit, die niemand je genießen wird,
Und von all der Schönheit, die niemals sein wird.
Unhörbar für unsere tauben sterblichen Ohren
Webten die weiten Welt-Rhythmen ihren großartigen Gesang,
Dem Leben hier sich müht, unseren Vers-Takt anzupassen,
Auflösend unsere Grenzen in das Unbegrenzbare,
Einstimmend das Endliche auf Unendlichkeit.
Ein leises Murmeln entstieg den unterbewussten Höhlen,
Das Stammeln der ursprünglichen Unwissenheit;
Als Antwort auf dieses unartikulierte Fragen
Beugte sich herab mit blitzendem Nacken und Donnerschwingen
Ein strahlender Hymnus an das Unausdrückbare
Und der Choral des überbewussten Lichtes.
Dort war alles enthüllt, was niemand hier auszudrücken vermag;
Vision und Traum waren Fabeln, von einer Wahrheit erzählt,
Oder Symbole, viel wahrheitsgetreuer als Fakten,
Oder waren Wahrheiten, bekräftigt durch übernatürliche Siegel.
Unsterbliche Augen nahten und blickten in die seinigen,
Und Wesen aus vielen Königreichen kamen und sprachen:
Die Ewiglebenden, die wir die Toten nennen,
Konnten ihre Glorie jenseits von Tod und Geburt verlassen,
Um jene Weisheit zu verkünden, die jede Formulierung übersteigt:
Die Könige des Bösen und die Könige des Guten,
Berufungskläger vor dem Richterstuhl der Vernunft,
Verkündeten das Evangelium ihrer Gegensätzlichkeiten
Und alle glaubten von sich Wortführer Gottes zu sein:
Die Götter des Lichtes und die Titanen der Finsternis
Kämpften um seine Seele wie um einen kostbaren Preis.
In jeder Stunde, die sich löste aus dem Köcher der Zeit,
Erhob sich ein Lied von neuer Entdeckung,
Eines Bogenschusses Schwirren von jungem Versuch.
Jeder Tag war eine spirituelle Romanze,
Als ob er in eine lichte neue Welt geboren wäre;
Abenteuer sprang als ungeahnter Freund herbei
Und Gefahr brachte einen beißend süßen Geschmack von Freude:
Jedes Ereignis war eine tiefe Erfahrung.
Dort gab es große Begegnungen, epische Zwiegespräche,
Und Ratschläge kamen, gekleidet in himmlische Reden,
Und honigsüße Zusprüche, gehaucht von okkulten Lippen,
Um dem Herzen zu helfen, dem Ruf der Verzückung nachzugeben,
Und süße Verlockungen stahlen sich aus den Reichen der Schönheit
Und plötzliche Ekstasen aus einer Welt der Seligkeit.
Es war eine Region des Wunders und der Wonne.
Seine klare Hellhörigkeit konnte jetzt alles empfangen;
Ein Kontakt, durchbebt von mächtigen unbekannten Dingen.
Erweckt zu neuen überirdischen Nähen,
Gab die Berührung Antwort den subtilen Unendlichkeiten,
Und mit einem silbernen Schrei sich öffnender Tore
Schossen Blitze des Schauens in das Unsichtbare.
Stetig wuchsen sein Bewusstsein und seine Schau;
Sie nahmen einen weiteren Schwung an, einen höheren Flug;
Er überschritt die Grenze, abgesteckt für die Herrschaft der Materie,
Und durchschritt die Zone, wo Denken Leben ersetzt.
Aus dieser Welt der Zeichen trat er plötzlich
In ein stilles Selbst, wo keine Welt mehr war,
Und schaute dahinter in eine namenlose Weite.
Diese symbolischen Gestaltungen verloren ihr Recht zu leben,
Es fielen alle Merkmale, die unser Sinn zu erkennen vermag;
Dort schlug das Herz nicht mehr bei des Körpers Berührung,
Dort blickten die Augen nicht mehr nach der Schönheit Form.
In seltenen und leuchtenden Intervallen der Stille
Konnte er sich emporschwingen in eine zeichenlose Region,
Die voll war mit den tiefsinnigen Inhalten der Formlosigkeit,
Wo Welt in ein einziges Sein verzückt versunken war
Und alles erkannt ward durch das Licht der Identität
Und Geist sein eigener Selbstbeweis war.
Der Blick des Höchsten schaute durch menschliche Augen hinaus
Und sah alle Dinge und Geschöpfe als sich selbst
Und erkannte alles Denken und jedes Wort als seine eigene Stimme.
Dort ist Einheit viel zu nah für Suche und Umklammerung
Und Liebe ist eine Sehnsucht des Einen nach dem Einen,
Schönheit ist ein süßer Unterschied des Gleichen
Und Einssein ist die Seele der Vielfalt.
Dort einen sich all die Wahrheiten in einer einzigen Wahrheit
Und alle Ideen kehren zur Wirklichkeit zurück.
Sich dort selbst erkennend durch ihr eigenes zeichenloses Selbst,
Saß Weisheit hoch erhaben, wortlos, absolut,
Unbegleitet in der ewigen Ruhe,
Alles sehend, bewegungslos, souverän und ganz allein.
Dort braucht Erkenntnis keine Worte, um Idee zu verkörpern;
Idee, sich in der Grenzenlosigkeit ein Heim suchend,
Überdrüssig ihrer heimatlosen Unsterblichkeit,
Sucht nicht in des Denkens gemeißelter brillanter Zelle zu rasten,
Dessen einziges Fenster mit begrenztem Ausblick auf die Dinge
Nur einen kleinen Bogen von Gottes weitem Himmel erhascht.
Dort verkehrt das Grenzenlose mit dem Grenzenlosen;
Dort weilend, kann man weiter sein als die Welt;
Dort weilend, ist man seine eigene Unendlichkeit.
Sein Zentrum lag nicht mehr im irdischen Mental;
Eine Macht sehenden Schweigens erfüllte seine Glieder:
Eingefangen von einer lautlosen weißen Epiphanie
In eine Schau, die Formen übersteigt,
In eine Lebensweise, die Leben übersteigt,
Nahte er sich dem stillen Bewusstsein, das alles trägt.
Die Stimme, die nur durch Sprache das Mental bewegen kann,
Wurde zum schweigenden Wissen in der Seele;
Die Stärke, die nur im Handeln ihre Wahrheit fühlt,
War nun beheimatet in einem stummen allmächtigen Frieden.
Eine Muße in den Mühen der Welten,
Eine Pause in der Freude und Angst der Suche
Gaben dem Druck der Natur die Ruhe Gottes wieder.
Eine weite Eintracht beendete die Debatte des Lebens.
Der Krieg der Gedanken, der Vater des Weltalls ist,
Der Zusammenprall der Kräfte, die obsiegen wollen
Sowohl im ungeheuren Stoß, der einen Stern entzündet,
Wie bei der Bildung eines Staubkorns,
Die Furchen, die im Raum ihre stumme Ellipse ziehen,
Gepflügt von der Suche der Welt Begierde,
Die langen Rückflüsse der Flut der Zeit,
Die Qual, die schärft der Lust furchtbare Kraft,
Die Bewegung im trüben Schleim der Erde weckt
Und aus Lehm eine Persönlichkeit formt,
Der Kummer, durch den der Hunger der Natur gestillt wird,
Der Östrus, der mit dem Feuer des Schmerzes erschafft,
Das Schicksal, das Tugend mit Scheitern straft,
Die Tragödie, die ein langes Glück zerstört,
Das Weinen der Liebe, der Streit der Götter,
Vergingen in einer Wahrheit, die im eigenen Lichte lebt.
Frei stand seine Seele, ein Zeuge und ein König.
Nicht mehr absorbiert in den vom Augenblick besessenen Fluss,
Wo der mentale Geist ständig wie auf einem Floße treibt,
Eilend von Phänomen zu Phänomen,
Verweilte er ruhevoll in unteilbarer Zeit.
Wie ein längst geschriebenes und nun aufgeführtes Stück,
Hielt er in seiner Gegenwart seine Zukunft und Vergangenheit,
Fühlte in den Sekunden die ungezählten Jahre
Und sah die Stunden wie Tupfen auf einem Blatt.
Ein Aspekt der unbekannten Wirklichkeit
Veränderte den Sinn der kosmischen Szenerie.
Dieses riesige materielle Universum wurde
Zum winzigen Ergebnis einer gewaltigen Kraft:
Der ewige Strahl, überholend den Augenblick,
Erleuchtete Das, was noch nie erschaffen war.
Denken legte sich nieder in eine mächtige Sprachlosigkeit;
Der sich abmühende Denker weitete sich und ward still,
Transzendente Weisheit berührte sein zitterndes Herz:
Über die lichte Grenze des Denkens hinweg konnte seine Seele segeln;
Das Mental schirmte nicht mehr das uferlos Unendliche ab.
Über einem leeren weichenden Himmel erhaschte er
Durch ein letztes Aufflackern und Dahintreiben schwindender Sterne
Die überbewussten Reiche reglosen Friedens,
Wo Urteil aufhört und das Wort verstummt ist
Und das Unfassbare pfadlos und einsam liegt.
Dorthin kam keine Form oder irgendeine sich erhebende Stimme;
Dort gab es nur Schweigen und das Absolute.
Aus dieser Stille stieg neugeboren das Mental
Und erwachte zu den einst unausdrückbaren Wahrheiten,
Und Formen erschienen, stumm bedeutungsvoll,
Ein sehender Gedanke, eine sich selbst offenbarende Stimme.
Er kannte die Quelle, aus der sein Geist kam:
Bewegung ward vermählt mit dem reglos Weiten;
Er trieb seine Wurzeln tief in das Unendliche,
Er gründete sein Leben auf Ewigkeit.
Zunächst währten diese himmlischeren Zustände,
Diese großen weit-ausgeglichenen Aufschwünge nur eine Weile.
Nur allzu bald zerreißt die hohe und leuchtende Spannung,
Des Körpers steinerne Stille und des Lebens stille Trance,
Die atemlose Macht und Ruhe schweigenden Mentals;
Oder sie vergehen langsam wie ein goldener Tag sich senkt.
Die ruhelosen niederen Teile sind des Friedens müde;
Eine Wehmut nach den alten kleinen Werken und Freuden,
Ein Bedürfnis, die kleinen vertrauten Selbste wiederherzurufen,
Zu wandern auf dem gewohnten und niederen Weg,
Das Bedürfnis, in einer natürlichen Haltung des Fallens auszuruhen,
Wie ein Kind, das Gehen lernt, nicht lange gehen kann,
Ersetzen den titanischen Willen, immer höher aufzusteigen,
Dämpfen das heilige Feuer auf dem Altar des Herzens.
Ein altes Ziehen unterbewusster Bindungen erneuert sich;
Es zerrt den Geist von den Höhen wider seinen Willen nieder
Oder eine dumpfe Schwerkraft zieht uns abwärts
Zur blind getriebenen Trägheit unserer Basis.
Auch dies kann der oberste Diplomat nutzen,
Zu einem Mittel für größeren Aufstieg macht er unser Fallen.
Denn in das stürmische Gebiet unwissender Natur,
In das halb geordnete Chaos sterblichen Lebens,
Folgen der gestaltlos Mächtige, das Selbst ewigen Lichtes
Im Schatten der Herabkunft des Geistes;
Die Zwillings-Dualität, die auf ewig eins ist,
Erwählt ihr Heim inmitten des Tumults der Sinne.
Er kommt ungesehen in unsere dunkleren Teile
Und verrichtet, verhüllt von der Finsternis, sein Werk
Als unaufdringlicher und allwissender Gast und Führer,
Bis auch sie die Notwendigkeit und den Willen zur Wandlung spüren.
Alles hier muss lernen, einem höheren Gesetz zu gehorchen,
Unsere Körperzellen haben die Flamme des Unsterblichen zu halten.
Sonst würde der Geist seine Quelle alleine erreichen
Und eine halberlöste Welt ihrem ungewissen Schicksal überlassen.
Die Natur würde auf ewig unerlöst sich weiter mühen;
Unsere Erde würde auf ewig hilflos im Raum sich weiter drehen
Und der Zweck dieser immensen Schöpfung scheitern,
Bis schließlich das frustrierte Universum zugrunde ging.
Selbst seine gottgleiche Kraft emporzusteigen, musste scheitern:
Sein größeres Bewusstsein zog sich zurück;
Dumpf und verfinstert strebte sein Menschenäußeres,
Um wieder die früheren Erhabenheiten zu spüren,
Die hohe rettende Berührung zu bringen, die ätherische Flamme,
In seine entsetzliche Not die göttliche Kraft zurückzurufen.
Immer strömte die Macht zurück wie plötzlicher Regen,
Oder es wuchs in seiner Brust ganz langsam eine Gegenwart;
Sie kletterte auf eine unvergessene Höhe zurück
Oder erhob sich über den Gipfel, von dem sie fiel.
Mit jedem seiner Aufstiege kam eine größere Selbstsicherheit,
Ein Verweilen auf einer höheren Geist-Ebene;
Das Licht verblieb in ihm für einen längeren Zeitraum.
In diesem Pendeln zwischen Erde und Himmel,
Im Aufstieg dieser unbeschreiblichen Kommunion,
Da wuchs in ihm, gleich zunehmendem Mond,
Die Pracht der Ganzheit seiner Seele.
Eine Vereinigung des Wirklichen mit dem Einzigartigen,
Ein Blick des Alleinigen aus jedem Antlitz,
Die Gegenwart des Ewigen in den Stunden,
Erweiternd des sterblichen Mentals halbseitigen Blick auf die Dinge,
Überbrückend die Kluft zwischen des Menschen Kraft und Schicksal,
Machte das Fragment-Wesen, das wir hier sind, zu einem Ganzen.
Schließlich ward eine feste spirituelle Selbstsicherheit gewonnen,
Ein ständiges Wohnen im Reich des Ewigen,
Eine Sicherheit in der Stille und dem Strahl,
Ein fester Standort in dem Unwandelbaren.
Seine Höhen des Seins lebten im stillen Selbst;
Sein mentaler Geist vermochte auf überirdischem Grunde ruhen
Und herabschauen auf den Zauber und das Spiel,
Wo im Schoße von Nacht und Morgenröte das Gotteskind liegt
Und der Immerwährende der Zeit Verkleidung trägt.
Zu den stillen Höhen und den unruhigen Tiefen
Gab sein gleichmütiger Geist seine weite Zustimmung:
Eine gelassene Heiterkeit von besonnener Stärke,
Ein weiter unerschütterlicher Blick auf die Unrast der Zeit,
Stellte sich jeglicher Erfahrung mit unveränderlichem Frieden.
Gleichgültig gegenüber Kummer und Freude,
Unverführbar durch das Wunder und den Ruf,
Nahm er regungslos den Fluss der Dinge wahr,
Unterstützte ruhig und distanziert alles, was ist:
Seines Geistes Stille half der sich abmühenden Welt.
Inspiriert durch Schweigen und der Schau geschlossener Augen
Wirkte seine Kraft mit einer neuen lichterfüllten Kunst
Auf jenes rohe Material, aus dem alles gemacht ist,
Und auf die Verweigerung der Trägheit Masse
Und auf die graue Front der Welt Unwissenheit
Und ignoranten Materie und des großen Irrtums des Lebens.
Wie ein Bildhauer aus dem Stein eine Gottheit meißelt
Schlug langsam er die dunkle Umhüllung ab,
Die Verteidigungslinie der Natur Unwissenheit,
Das Blendwerk und Mysterium des Nichtbewussten,
In dessen schwarzem Schleier der Ewige sein Haupt verbirgt,
Damit er unerkannt in kosmischer Zeit zu agieren vermag.
Eine Pracht der Selbsterschaffung von den Gipfeln,
Eine Verklärung in den mystischen Tiefen,
Ein freudigeres kosmisches Wirken konnte beginnen
Und in ihm neu die Form der Welt gestalten,
Gott in der Natur gefunden, Natur in Gott erfüllt.
Jetzt schon war in ihm jenes Werk der Macht zu sehen:
Leben baute sich sein Heim auf den hohen Gipfeln des Selbstes;
Seine Seele, sein Mental und Herz wurden zu einer einzigen Sonne;
Einzig des Lebens niedere Bereiche blieben düster.
Aber auch dort, im ungewissen Schatten des Lebens,
Gab es eine Anstrengung und einen feurigen Atem;
Die vieldeutige Himmelskraft wirkte dort vermummt,
Vom reglosen Frieden des inneren Zeugen bewacht.
Selbst zu dieser noch unten gebliebenen ringenden Natur
Kamen Zeiten starker Erleuchtung:
Blitze von Glorie über Glorie flammten auf,
Erfahrung war eine Erzählung von Glut und Feuer,
Luft wehte um die Fregatten der Götter,
Seltsame Reichtümer segelten ihm aus dem Ungesehenen zu;
Herrlichkeiten der Einsicht füllten die Leere des Denkens,
Wissen sprach zur Stille des Nichtbewussten,
Flüsse von Seligkeit und lichterfüllter Kraft flossen herab,
Besuche von Schönheit, Sturmböen von Freude
Regneten herab vom allmächtigen Mysterium dort oben.
Von dorther stießen die Adler der Allwissenheit hernieder.
Ein dichter Schleier war gerissen, ein gewaltiges Flüstern war zu hören;
In der Abgeschiedenheit seiner Seele wiederholt,
Sang ein Weisheits-Ruf aus verzückten Transzendenzen
Auf den Bergen einer unsichtbaren Welt;
Die Stimmen, die ein inneres Lauschen hört,
Übermittelten ihm ihre prophetischen Äußerungen,
Und flammenumhüllte Ausbrüche des unsterblichen Wortes
Und Blitze eines okkulten offenbarenden Lichtes
Näherten sich ihm aus unerreichbarer Heimlichkeit.
Ein inspiriertes Wissen saß auf einem Throne im Innern,
Das in Sekunden mehr Erleuchtung brachte als Verstand in Jahren:
Ein Iktus enthüllenden Glanzes fiel
Wie ein weisender Akzent auf die Wahrheit hin,
Und wie eine Wetterleuchte das ganze Gelände zeigt,
So flammte eine schnelle intuitive Wahrnehmung auf.
Ein einziger Blick vermochte Wahr und Falsch zu unterscheiden
Oder im Dunkel sein schnelles Fackelfeuer emporzuheben,
Um die Antragsteller zu prüfen, die durch die Tore des Mentals drängen,
Gedeckt durch die gefälschten Unterschriften der Götter,
Um die magische Braut in ihrer Verkleidung aufzudecken
Oder das scheinbare Antlitz des Denkens und Lebens abzutasten.
Inspiration auf ihren blitzesschnellen Füßen,
Die plötzliche Gesandte von den alles überschauenden Gipfeln,
Durchquerte oft die lautlosen Korridore seines Mentals
Und brachte ihre rhythmische Empfindung für alles Verborgene.
Eine Musik sprach, übersteigend sterbliche Rede.
Wie aus einer goldenen Phiole der All-Seligkeit
Ergoss sich eine Freude voll Licht, eine Freude plötzlicher Schau,
Ein Entzücken des bebenden unsterblichen Wortes
Wie in einen leeren Kelch ihm in sein Herz,
Eine Wiederholung der uranfänglichen Freude Gottes,
Die schuf in einer jungen und jungfräulichen Zeit.
Allwissen, in einem kurzen Augenblick, auf engem Raum erhascht,
In wortlos erhabene Gedanken verpackt,
Hinterlegte in der erwartungsvollen Stille seiner Tiefen
Einen Kristall des allerhöchsten Absoluten,
Einen Teil der unausdrückbaren Wahrheit,
Enthüllt durch Schweigen der schweigenden Seele.
In seiner Stille wirkte die starke Schöpferin;
Ihre Macht, sprachlos nun, wurde inniger;
Sie schaute auf das Gesehene und das Unvorhergesehene,
Unvermutete Bereiche machte sie zu ihrem heimischen Feld.
Allschau sammelte sich in einem einzigen Strahl,
Als würden die Augen einen unsichtbaren Punkt fixieren
Bis durch die Intensität eines einzigen Lichtfleckes
Die Apokalypse einer Welt von Bildern
In das Königreich des Sehers hereintritt.
Ein großer nackter Arm der Herrlichkeit erhob sich plötzlich;
Er zerriss das lichtundurchlässige Gespinst des Nichtwissens:
Die unausdenkbar scharfe Spitze ihres erhobenen Fingers
Legte mit einem Flammenstich das verschlossene Jenseits frei.
Ein Auge, wach in stimmlosen Höhen der Trance,
Ein mentaler Geist, der am Unvorstellbaren zupft,
Überspringend mit einem einzigen und riskanten Sprung
Die hohe schwarze Mauer, die das Überbewusste hinter sich verbirgt,
Drang sie ein mit der Sense inspirierter Rede
Und plünderte das weite Gebiet des Unerkennbaren.
Eine Sammlerin unendlich kleiner Körner der Wahrheit,
Eine Garbenbinderin unendlicher Erfahrung,
Durchdrang sie die behüteten Geheimnisse der Welt-Kraft
Und ihre magischen Verfahren, eingehüllt in tausend Schleier;
Oder sie sammelte die verlorenen Geheimnisse, der Zeit entfallen,
Aus dem Staub und aus den Ritzen seines aufsteigenden Weges
Inmitten längst vergessener Träume eines eilenden Mentals
Und begrabener Überreste eines vergessenen Raumes.
Eine Reisende zwischen Gipfel und Abgrund,
Vereinte sie die fernen Enden, die sichtlosen Tiefen,
Oder streifte entlang der Wege von Himmel und Hölle,
Wie ein Spürhund nach jeglichem Wissen suchend.
Eine Reporterin und Schreiberin von verborgenem Weisheitsgespräch
Übermittelte sie mit brillierenden Berichten von himmlischer Rede,
Durch das getarnte Amt des okkulten Mentals gelassen,
Dem Propheten und dem Seher
Den inspirierten Körper der mystischen Wahrheit.
Eine Aufzeichnerin der Erkundigungen der Götter,
Eine Sprecherin der verschwiegenen Schauungen des Höchsten,
Brachte sie sterblichen Menschen unsterbliche Worte.
Über dem brillanten schmalen Bogen des Verstandes,
Freigesetzt wie strahlende Luft, die einen Mond verdunkelt,
Schwammen ausgedehnte Räume einer Schau ohne Säumung
Oder Grenze in den Horizont seines Geistes hinein.
Meere des Seins trafen seine reisende Seele
Und riefen zu unendlicher Entdeckung auf;
Zeitlose Bereiche der Freude und absoluter Macht
Erstreckten sich, umgeben von der ewigen Stille;
Die Wege, die zu endlosem Glück hinführen,
Verliefen wie ein Traum-Lächeln durch andächtige Weiten:
Enthüllt erhoben sich im Lichtschein eines goldenen Augenblicks
Weiße Sonnen-Steppen im pfadlosen Unendlichen.
Entlang einer nackten Kurve im grenzenlosen Selbst
Deuteten die Punkte, die der Dinge verschlossenes Herz durchziehen,
Die unbestimmbare Linie an,
Die den Ewigdauernden durch die Jahre trägt.
Die Magier-Ordnung des kosmischen Mentals,
Erzwingend die Freiheit der Unendlichkeit
Mit der schieren Ansammlung von Symbol-Fakten der Natur
Und des Lebens unablässigen Signalen von Ereignissen,
Wandelte die zufälligen Wiederholungen in Gesetze,
Ein Chaos von Zeichen in ein Universum.
Aus den reichen Wundern und den verzwickten Windungen
Des Geistes Tanz mit Materie als seiner Maske
Trat klar die Ausgewogenheit der Welt Gestaltung hervor,
Ihre Symmetrie der selbst geordneten Wirkungen,
Die in den tiefen Perspektiven der Seele gesteuert werden,
Und der Realismus ihrer irrealen Kunst,
Ihre Logik von unendlicher Intelligenz,
Ihre Magie einer sich wandelnden Ewigkeit.
Auf das ewig Unbekannte ward ein Blick geworfen:
Die Buchstaben stachen aus dem regungslosen Wort heraus:
Im unwandelbaren namenlosen Ursprung
War, wie aus unermesslichen Meeren auftauchend,
Die Spur der Ideen zu sehen, die die Welt erschufen,
Und, gesät in die schwarze Erde der Natur Trance,
Der Same der blinden und gewaltigen Begierde des Geistes,
Woraus der Baum des Kosmos empfangen ward
Und seine magischen Arme durch einen Traum von Raum ausbreitet.
Immense Wirklichkeiten nahmen eine Gestalt an:
Da blickte aus dem Schatten des Unbekannten
Die körperlose Namenlosigkeit, die sah, wie Gott geboren ward
Und versucht, aus Mental und Seele des Sterblichen
Einen todlosen Körper und einen göttlichen Namen zu gewinnen.
Die unbewegten Lippen, die großen überwirklichen Schwingen,
Das Gesicht, maskiert von überbewusstem Schlaf,
Die Augen mit ihren geschlossenen Lidern, die alle Dinge sehen,
Erschienen von jenem Architekt, der in Trance erschafft.
Das ursprüngliche Begehren, geboren in der Leere,
Lugte hervor; er sah die Hoffnung, die niemals schläft,
Die Füße, die hinter einem flüchtigen Schicksal hereilen,
Den unbeschreibbaren Sinn des endlosen Traumes.
Kaum für einen Augenblick geschaut, nicht sichtbar dem Mental,
Wie eine Fackel, die von einer Macht Gottes gehalten wird,
Schimmerte die strahlende Welt der immerwährenden Wahrheit
Gleich einem blassen Stern am Rande der Nacht
Über dem schimmernden Grat des goldenen Obermentals.
Erhascht ward wie durch einen raffinierten Schleier sogar
Das Lächeln der Liebe, das gutheißt das lange Spiel,
Die ruhige Nachsicht und die mütterlichen Brüste
Der Weisheit, die das Kinderlachen des Zufalls säugen,
Das Schweigen, die Amme der Macht des Allmächtigen,
Die allumfassende Stille, Schoß des unsterblichen Wortes,
Und das ruhige sinnende Angesicht des Zeitlosen
Und das schöpferische Auge der Ewigkeit.
Die inspirierende Göttin betrat die Brust eines Sterblichen,
Schuf dort ihren Arbeitsraum für weissagendes Denken
Und ihr Heiligtum für prophetische Rede
Und thronte auf dem Dreifuß des Mentals:
Oben ward alles weit gemacht, unten alles erhellt.
Im Kern der Dunkelheit grub sie die Quellen des Lichtes aus,
Den unentdeckten Tiefen prägte sie eine Form auf,
Verlieh den ungeäußerten Weiten einen lebendigen Schrei,
Und durch riesige uferlose, stimmlose, sternenlose Breiten
Trug sie erdwärts Fragmente enthüllenden Denkens,
Geschlagen aus dem Schweigen des Unausdrückbaren.
Eine Stimme im Herzen äußerte den ungesprochenen Namen,
Ein Traum suchenden Denkens, den Raum durchwandernd,
Betrat das unsichtbare und verbotene Haus:
Gefunden ward der Schatz von einem himmlischen Tag.
Im tiefen Unterbewussten leuchtete ihre Juwelenlampe;
Hochgehoben zeigte sie die Schätze der Höhle,
Wo, von den geizigen Händlern der Sinne
Ungenutzt, behütet unter den Drachenkrallen der Nacht,
Sie eingehüllt in Samtfalten der Dunkelheit schlafen
Und deren unschätzbarer Wert die Welt hätte retten können.
Eine Finsternis, die in ihrer Brust den Morgen trägt,
Schaute nach dem ewigen weit wiederkehrenden Schein,
In Erwartung der Ankunft eines stärkeren Lichtstrahles
Und der Befreiung der verlorenen Herden der Sonne.
In einer herrlichen Übertriebenheit von Gottes Verschwendung
Sorglos ausgestreut im üppigen Schöpfungswerk,
Zurückgelassen in den Bergwerken der unerschöpflichen Welt
Und gestohlen von den Räubern der Tiefe,
Liegen die goldenen Schekel des Ewigen,
Gehortet vom Anfassen und Anschauen und des Denkens Verlangen,
Eingeschlossen in versteckten Höhlen der unwissenden Flut,
Damit die Menschen sie nicht finden und gleich den Göttern werden.
Eine Vision erstrahlte auf den sichtlosen Höhen,
Eine Weisheit leuchtete auf aus den stimmlosen Tiefen:
Eine tiefere Deutung steigerte Wahrheit,
Eine grandiose Umkehrung von Nacht und Tag;
All die Werte der Welt wandelten sich, erhöhend des Lebens Ziel;
Ein weiseres Wort, ein höherer Gedanke kamen herein als das,
Was das langsame Mühen menschlichen Mentals erbringen kann,
Ein geheimer Sinn erwachte, der überall
Eine Gegenwart und Erhabenheit zu erkennen vermochte.
Das Universum war nun nicht mehr dieser Wirbel ohne Sinn,
Träge herumgetragen auf einer immensen Maschinerie;
Es warf seine grandiose leblose Vorderseite hinweg,
War kein Mechanismus mehr oder Werk des Zufalls,
Sondern eine lebendige Bewegung von Gottes Körper.
Ein Geist, verborgen in Kräften und Formen,
War der Betrachter dieser regsamen Szenerie:
Die Schönheit und das unaufhörliche Wunder
Ließen ein Leuchten vom Ungeoffenbarten ein:
Das gestaltlos Immerwährende bewegte sich darin,
Suchend in Seelen und Dingen seine eigene vollkommene Gestalt.
Leben verlor nun öde und bedeutungslose Form.
Im Kampf und Umbruch der Welt
Sah er die Wehen einer Gottheit Geburt.
Ein geheimes Wissen maskiert als Unwissenheit sich;
Schicksal verdeckte mit einer nicht sichtbaren Notwendigkeit
Das Zufallsspiel eines allmächtigen Willens.
Als eine Herrlichkeit und eine Entzückung und eine Lieblichkeit
Saß unerkannt im Herzen der Allselige;
Der Erde Schmerzen waren das Lösegeld für ihre gefangene Freude.
Eine frohe Gemeinschaft färbte die vorüberziehenden Stunden;
Die Tage waren Wanderer auf einem vorbestimmten Weg,
Die Nächte Gefährten seines sinnenden Geistes.
Ein himmlischer Impetus beschwingte alles in seiner Brust;
Der schleppende Gang der Zeit wurde zu einem herrlichen Marsch;
Der göttliche Zwerg schwang sich hoch zu uneroberten Welten,
Die Erde wurde zu eng für seinen Sieg.
Einst nur erfassend den schweren Schritt
Einer blinden Macht auf menschlicher Winzigkeit,
Ward Leben nun ein sicherer Zugang hin zu Gott,
Dasein ein göttliches Experiment
Und der Kosmos der Seele Gelegenheit.
Die Welt war eine Empfängnis und eine Geburt
Von Geist in Materie zu lebendigen Formen
Und Natur trug den Unsterblichen in ihrem Schoße,
Damit sie durch ihn zum ewigen Leben aufsteigen möge.
Sein Wesen legte sich nieder in lichten reglosen Frieden
Und badete in Quellen reinen spirituellen Lichtes;
Es wanderte in weiten Bereichen des Weisheits-Selbstes,
Erleuchtet von den Strahlen einer ewigwährenden Sonne.
Sogar das subtile Selbst seines Körpers im Innern
Konnte die irdischen Teile zu höheren Dingen erheben
Und auf sich den Hauch einer himmlischeren Luft verspüren.
Es war bereits auf dem Weg zur Göttlichkeit:
Emporgetragen auf beschwingten Winden einer jähen Freude,
Hochgehalten in ein Licht, das es nicht immer halten konnte,
Verließ es die Ferne des Mentals von der höchsten Wahrheit
Und verlor des Lebens Unvermögen zur Seligkeit.
Alles, was jetzt in uns unterdrückt ist, begann aufzutauchen.
So kam es zur Befreiung seiner Seele von Unwissenheit,
Zur ersten spirituellen Wandlung seines Mentals und Körpers.
Von oben strömte weite Gott-Erkenntnis herab,
Aus seinem Innern dehnte sich neue Welt-Erkenntnis aus:
Seine täglichen Gedanken schauten auf zum Wahren und Einen,
Seine gewöhnlichsten Taten entsprangen einem inneren Licht.
Erwacht zu den Linien, die Natur verbirgt,
Eingestimmt auf ihr Walten, das unseren Horizont übersteigt,
Wurde er mit einem verborgenen Universum eins.
Sein Erfassen überraschte ihre Quellen mächtigster Energien;
Er sprach mit den unbekannten Wächtern der Welten,
Formen nahm er wahr, die unsere sterblichen Augen nicht sehen.
Seine großen Augen gaben nicht sichtbaren Wesenheiten Gestalt,
Er sah die kosmischen Kräfte bei ihrem Werk
Und fühlte den okkulten Antrieb hinter des Menschen Willen.
Die Geheimnisse der Zeit waren ihm ein offenes Buch;
Die Zeugnisse der Zukunft und Vergangenheit
Umrissen ihre Auszüge auf ätherischer Seite.
Geeint und harmonisch durch des Schöpfers Geschicklichkeit,
Hielt Menschliches in ihm Schritt mit dem Göttlichen;
Seine Taten waren kein Verrat an der inneren Flamme.
Dies schmiedete an die Erde die Größe seines Äußeren.
In den Zellen seines Körpers wuchs ein Genius,
Der den Sinn seiner schicksalsträchtigen Werke kannte,
Ähnlich dem Marsch unerfüllter Mächte
Jenseits von Lebens Bogen in Geistes Unermesslichkeiten.
Abseits lebte er in der Einsamkeit seines Mentals,
Ein Halbgott, der das Leben der Menschen formt:
Einer einzigen Seele Bestreben erhob die Menschenart;
Eine Macht wirkte, doch niemand wusste, woher sie kam.
Die universalen Stärken waren verknüpft mit seiner;
Füllend mit deren grenzenlosen Weiten die Winzigkeit der Erde,
Zog er jene Energien an, die ein Zeitalter verändern.
Ungreifbar für den gewöhnlichen Blick,
Machte er große Träume zur Gussform für künftige Dinge
Und goss seine Taten wie Bronze den Jahren zu.
Sein Gang durch die Zeit überflügelte das menschliche Schreiten.
Seine Tage waren einsam und herrlich wie die der Sonne.
Ende des dritten Cantos