Zweiter Canto
Das Königreich der subtilen Materie
In dem äußerst feinen Bereich heimlichen Selbstes,
Des kleinen äußeren Wesens weitem Halt,
Dem Blick verstellt durch der Erde festen Zaun,
Kam er in eine magisch kristallene Luft
Und fand ein Leben, das nicht mittels des Fleisches lebte,
Ein Licht, das unstoffliche Dinge sichtbar machte.
Als feine Stufung in der Hierarchie des Wunders
Umriss das Königreich der Feen-Kunst subtiler Materie
Vor einem Himmel lebhafter Farben,
Springend aus einer Pracht-Trance und einem Dunst,
Die zauberische Enthüllung seiner Außenseite.
Eine Welt voll lieblicheren Formen liegt unserer nah,
Wo, unverkleidet durch der Erde verzerrte Sicht,
Alle Gestalten schön sind und alle Dinge wahr.
In dieser schillernden Atmosphäre, mystisch klar,
Waren die Augen Pforten zu einem himmlischen Sinn,
Hören war Musik und die Berührung ein Liebreiz,
Und das Herz schöpfte einen tieferen Atem der Kraft.
Dort wohnen die lichtvollen Ursprünge der Erdnatur:
Die perfekten Pläne, anhand derer sie ihre Werke fertigt,
Die fernen Auswirkungen ihrer ringenden Kraft,
Beruhen auf einem Gerüst von festgesetztem Schicksal.
Jetzt vergeblich angestrebt oder vergeblich erlangt,
Waren dort bereits verzeichnet und festgesetzt die Zeit
Und Gestalt ihrer künftigen Souveränitäten
In üppigen Linienführungen, angelegt vom Begehren.
Der goldene Austritt des labyrinthischen Geländes des Mentals,
Die Schätze, von unserem Leben unentdeckt oder noch unergriffen,
Befinden sich vom Makel sterblichen Denkens unbefleckt
In dieser glasklaren Atmosphäre.
Was wir zaghaft beginnen, ist dort längst überholt,
Was wir mittendrin werden, bereits konturenhaft entworfen,
Was wir letztendlich erreichen, lebendig vorweggenommen.
Dieses glänzende Dach unserer niedersteigenden Ebene,
Das die freie Segensgabe des Himmels Luft abfängt,
Lässt kleine Ströme eines mächtigen Atems ein
Oder Duftspuren durch goldenes Gitterwerk;
Es schützt die Decke unseres irdischen Mentals
Vor todlosen Sonnen und dem Strömen von Gottes Regen,
Doch lässt einen seltsam irisierenden Glanz hindurch,
Und heller Tau tropft vom Firmament des Unsterblichen.
Ein Durchgang für die Mächte, die unsere Tage bewegen,
Okkult hinter Mauern dieser gröberen Natur,
Verbirgt sich ein marienfädiger Hochzeits-Saal von Mental mit Form
Hinter einem Wandbehang aus Träumen;
Himmels Bedeutungen stehlen sich durch es wie durch einen Schleier,
Sein inneres Sehen stützt diesen äußeren Schauplatz.
Als ein feineres Bewusstsein mit glücklicheren Zügen
Hat es ein Feingefühl, das unser Empfinden nicht erlangen kann,
Eine Reinheit der Sinne, die wir nie verspüren;
Seine Fürbitte beim ewigen Strahl
Inspiriert unserer vergänglichen Erde kurzlebige Bemühungen
Um Schönheit und die vollkommene Gestalt der Dinge.
In Räumen der jungen Gottheit der Macht
Und frühen Spiels des ewigen Kindes
Ruhen die Verkörperungen seiner hochfliegenden Gedanken,
Gebadet in Farben eines hellen immerwährenden Wunders
Und eingelullt vom Säuseln jener lichtklaren Luft,
Traumestrunken wie Vögel auf zeitlosem Baum
Bevor sie herniederstürzen, um auf dem Meer der Erdzeit zu treiben.
Alles, was hier erscheint, hat dort eine lieblichere Erscheinung.
Was immer unser Herz ersinnt, unser Kopf erschafft,
Eine hohe ursprüngliche Schönheit einbüßend,
Willigt, von dort verbannt, hier in eine irdische Färbung ein.
Was immer hier an Lieblichkeit und Anmut sichtbar ist,
Findet dort seine makellosen und unsterblichen Züge;
Alles, was hier schön ist, ist göttlich dort.
Figuren gibt es dort, ungeahnt vom sterblichen Mental:
Körper, die kein irdisches Gegenstück besitzen,
Durchqueren die erleuchtete Trance des inneren Auges
Und beglücken das Herz mit ihrem himmlischen Schreiten,
Himmel überredend, diese Wunder-Sphäre zu bewohnen.
Die Wunder der Zukunft wandeln in seinen Abgründen;
Dinge, alt und neu, werden in jenen Tiefen ausgestaltet:
Ein Karneval der Schönheit bedrängt die Höhen
In diesem magischen Königreich der idealen Sicht.
In seinen Vorhallen prachtvoll stiller Abgeschiedenheit
Treffen sich Materie und Seele in bewusster Verbundenheit
Wie Liebende an einem einsamen geheimen Ort:
In der Umarmung einer Leidenschaft, bislang nicht unglückselig,
Vereinen sie ihre Stärke und Süße und Wonne
Und Vermischung macht die hohen und niederen Welten eins.
Eindringling aus dem formlos Unendlichen,
Der in das Reich des Nichtbewussten einzubrechen wagt,
Stößt des Geistes Sprung gen Körper zu auf Grund.
Noch nicht in irdische Wesenszüge gekleidet,
Trägt er bereits, Geburt und Tod überdauernd,
Bedrängend den Abgrund mit himmlischer Gestalt,
Einen Deckmantel über seiner Unsterblichkeit,
Der dem Glanze von des Trägers Rang entspricht,
Geeignet, um das Aufreiben von Wandel und Zeit zu überstehen.
Als Gewebe, zusammengesetzt aus der Seele strahlendem Licht
Und der Materie Substanz von zeichenbeladener Kraft, –
Eitel ausgedacht in der dünnen Luft unseres Mentals
Lediglich ein abstraktes Fantasiegebilde von mentaler Prägung, –
Fühlt er, was irdische Körper nicht fühlen können,
Und ist weitaus wirklicher als dies gröbere Gehäuse.
Ist einmal der Umhang der Sterblichkeit gefallen,
Wird sein Gewicht leichter, um höher zu steigen;
Verfeinert für den Hauch feinerer Gefilde
Wirft alt gemusterte Tücher aus dichterem Stoffe er ab,
Hebt den niederziehenden Griff der Erde auf
Und trägt die Seele von Welt zu höherer Welt,
Bis im bloßen Äther der Gipfelhöhen
Allein des Geistes Einfachheit noch übrig ist,
Des ewigen Wesens erstes transparente Gewand.
Doch wenn es zurück muss zu seiner sterblichen Last
Und dem harten Ensemble der Erde Erfahrung,
Legt es sich bei der Rückkehr jene gröbere Kluft wieder an.
Denn lange bevor der feste Wams der Erde geschmiedet war
Durch die Technik der atomaren Leere,
War eine leuchtende Umhüllung der Selbstverschleierung
Um den geheimen Geist in den Dingen gewebt.
Die subtilen Reiche sind aus solchen hellen Hüllen gemacht.
Dies Wunderreich mit all seinen strahlenden Segnungen
Der Schau und des unversehrten Glücks
Kümmert sich einzig um Ausdruck und vollkommene Form;
Hold auf seinen Gipfeln, hat es niedere Ebenen voller Gefahr;
Sein Licht zieht hin zum Rand des Falls der Natur;
Dem Schrecken der Klüfte verleiht es Schönheit
Und hinreißende Augen den gefährlichen Göttern,
Den Dämon und die Schlange kleidet es mit Anmut.
Dem Nichtbewussten der Erde seine Trance aufgedrängt,
Webt unsterblich es für uns des Todes düstere Robe
Und billigt unsere Sterblichkeit.
Dieses Medium dient einem größeren Bewusstsein:
Ein Gefäß seiner verborgenen Selbstherrschaft,
Ist es der subtile Boden für die Welten der Materie,
Ist es das Unveränderliche in deren veränderlichen Formen,
In den Falten seiner schöpferischen Erinnerung
Verwahrt es den todlosen Typus aller vergänglichen Dinge:
Seine abgeschwächten Kräfte begründen unsere gefallene Stärke;
Sein Denken erfindet unser durchdachtes Unwissen;
Sein Empfinden erzeugt unsere Körperreflexe.
Unser heimlicher Atem unerprobter mächtigerer Kraft,
Die lauernde Sonne eines Augenblicks inneren Sehens,
Sind als zarte Hinweise von ihm eine versteckte Quelle
Für unsere schillernd reichen Vorstellungen,
Die Gewöhnliches mit verklärenden Farben berühren
Bis selbst der Schlamm der Erde von Himmeln voll und warm wird
Und eine Herrlichkeit aus der Seele Niedergang erstrahlt.
Sein Wissen ist der Ausgangspunkt unseres Irrtums;
Sein Schönes legt unsere Lehmmasken-Hässlichkeit an,
Sein Künstler-Gutes beginnt die Geschichte unseres Bösen.
Oben ein Himmel von schöpferischen Wahrheiten,
Dazwischen ein Kosmos harmonischer Träume,
Unten ein Chaos von zerfallenden Formen,
So taucht es verloren in unsere nichtbewusste Basis ein.
Aus seinem Fall entstand unsere dichtere Materie.
So wurde Gottes Sprung in die Nacht getan.
Zu einer Amme für Seelen wurde diese gefallene Welt,
Bewohnt von verborgener Göttlichkeit.
Ein Wesen erwachte und bewohnte die bedeutungslose Leere,
Ein weltweites Nichtwissen strebte Leben und Denken zu,
Ein Bewusstsein riss sich aus mentallosem Schlaf.
Alles wird hier angetrieben von einem empfindungslosen Willen.
So gefallen, nichtbewusst, vereitelt, verdichtet, träge,
Versunken in unbelebtem und benommenem Schlummer,
Lag die Erde da, des Schlafes Arbeitssklavin, zu schaffen gedrängt
Von einer unterbewusst sehnsuchtsvollen Erinnerung
An ein Glück, das schon tot war, bevor sie geboren ward,
Ein fremdes Wunder an ihrer empfindungslosen Brust.
Dieser Schlamm muss die Orchidee und die Rose beherbergen,
Zutage treten muss aus ihrer blinden unwilligen Substanz
Eine Schönheit, die glücklicheren Sphären angehört.
Dies ist die Bestimmung, die ihr hinterlassen wurde,
Als hätte ein erschlagener Gott ein goldnes Vermächtnis
Für eine blinde Kraft und gefangene Seele zurückgelassen.
Die vergänglichen Teile einer unsterblichen Gottheit
Muss sie aus verlorenen Stücken neu zusammenfügen,
Nach einem Dokument, woanders vollständig,
Ihren zweifelhaften Titel auf ihren göttlichen Namen umschreiben.
Ein Überrest ihr einziges Erbe,
Trägt sie alle Dinge in ihrem gestaltlosen Staub.
Ihre gigantische Energie, gebunden an belanglose Formen
In dem langsam tastenden Vorgehen ihrer Macht
Mit fragilen stumpfen Werkzeugen nur zum Gebrauch,
Hat sie als Notwendigkeit ihrer Natur akzeptiert
Und dem Menschen als sein gewaltiges Werk
Eine Arbeit gegeben, die den Göttern unmöglich wär.
Ein Leben, kaum führbar auf einem Gebiet des Todes,
Fordert für sich seinen Teil an Unsterblichkeit;
Ein roher halbbewusster Körper dient als Mittel
Einem Mental, das verlorenes Wissen wiedergewinnen muss
Aus steinernem Griff der Nichtbewusstheit der Welt,
Und noch tragend diese zahllosen Knoten des Gesetzes,
Ein gebundener Geist aufstehen muss als König der Natur.
Eine mächtige Verwandtschaft ist der Grund für dieses Wagnis.
Was wir auch versuchen in dieser unvollkommenen Welt,
Schaut nach vorne oder zurück über den Glanz der Zeit hinaus
Zu seiner reinen Idee und seiner festen unversehrten Art
In einer absoluten Schöpfung makellosem Können.
Das Absolute in vorübergehenden Formen zu erfassen,
Die Berührung des Ewigen in zeitgeschaffenen Dingen festzuhalten,
Dies ist das Gesetz aller Vollkommenheit hier.
Ein Bruchstück wird hier erhascht von des Himmels Plan;
Sonst könnten wir nie auf ein größeres Leben hoffen
Und Ekstase und Glorie könnten nicht sein.
Sogar in der Kleinheit unseres sterblichen Zustandes,
Sogar in diesem Gefängnis äußerer Form
Ist für die unfehlbare Flamme ein glanzvoller Gang
Durch die massiven Wände von Gehirn und Nerv getrieben,
Eine Herrlichkeit drängt herein oder eine Macht bricht durch,
Der Erde große dumpfe Schranke ist für eine Weile entfernt,
Das nichtbewusste Siegel ist von unseren Augen genommen
Und wir werden zu Gefäßen schöpferischer Macht.
Der Enthusiasmus einer göttlichen Überraschung
Durchdringt unser Leben, ein mystischer Schauer wird gefühlt,
Ein freudvolles Bangen bebt in unseren Gliedern;
Ein Traum von Schönheit tanzt durch das Herz,
Ein Gedanke aus dem ewigen Mental kommt nah,
Aus dem Unsichtbaren fallen Andeutungen herab,
Erwachend aus dem Schlafe des Unendlichen,
Symbole von Dem, das noch nie erschaffen ward.
Doch schon bald gibt das träge Fleisch keine Antwort mehr,
Dann sinkt die heilige Orgie der Seligkeit,
Die Glut der Leidenschaft und die Flut der Macht
Werden von uns genommen, obgleich eine glühende Form
Der staunenden Erde bleibt, die sie fürs Höchste hält,
Hat doch zu wenig vom Gewollten eine Spur hinterlassen.
Der Erde Augen sehen halb, Halbes erschaffen ihre Kräfte;
Ihre außergewöhnlichsten Werke sind Kopien von Himmels Kunst.
Ein strahlender Glanz von einem goldnen Kunstwerk,
Ein Meisterwerk von einfallsreicher Erfindung und Regel,
Ihre Formen verbergen, was sie beherbergen und mimen nur
Das nicht erfasste Wunder selbstgeborener Gebilde,
Das für immer im Blicke des Ewigen lebt.
Hier in einer schwierigen halbfertigen Welt
Ist ein langsames Mühen unbewusster Mächte;
Hier ist das unwissend mutmaßende Mental des Menschen,
Sein Genius, geboren aus einem nichtbewussten Boden.
Der Erde Nachbildungen nachzubilden ist seine Kunst.
Denn wenn er nach Dingen strebt, die das Irdische übersteigen,
Dann sind des Werkmanns Werkzeuge zu grob, zu roh sein Material,
Und kaum bringt zustande er mit seinem Herzblut
Sein vergänglich Haus der göttlichen Idee,
Sein Bild von einer Zeit-Herberge für den Ungeborenen.
Von hohen weit entlegenen Erinnerungen bebt unser Wesen
Und würde ihre zeitlosen Bedeutungen hier herniederbringen,
Doch lodern, zu göttlich für das Grundmuster irdischer Natur,
Die ewigen Wunder jenseits unseres Bereiches.
Absolut wohnen sie, ungeboren, unwandelbar,
Makellos in der todeslosen Luft des Geistes,
Unsterblich in einer Welt stillstehender Zeit
Und einer unerschütterlichen Muse von tiefem Selbst-Raum.
Nur wenn wir über uns selbst hinausgelangt sind,
Trifft eine Bahn des Transzendenten mit unserem Weg zusammen
Und eint uns mit dem Zeitlosen und dem Wahren;
Sie bringt uns das unausweichliche Wort,
Das gottgemäße Handeln, die Gedanken, die niemals sterben.
Ein Kräuseln von Licht und Herrlichkeit umhüllt das Gehirn,
Und reisend auf des Augenblicks schwindender Route
Kommen die Gestalten der Ewigkeit herab.
Als Besucher des Mentals oder als Gäste des Herzens
Machen sie sich die Kürze unserer Sterblichkeit für eine Weile zu eigen,
Oder werden in einem außergewöhnlich befreienden Einblick
Gelegentlich von der zarten Ahnung unserer Vision erhascht.
Obwohl Anfänge und erste Versuche nur,
Deuten diese Erleuchtungen hin auf das Geheimnis unserer Geburt
Und auf das verborgene Mirakel unserer Bestimmung.
Was wir dort sind und hier auf Erden sein werden
Zeigt sich in einer Fühlung und einem Ruf.
Solange die Unvollkommenheit der Erde noch unsere Sphäre ist,
Zeigt der Spiegel unserer Natur nicht unser wahres Selbst;
Diese Größe weilt noch immer zurückgehalten im Innern.
Der Erde zweifelnde Zukunft verbirgt unser Erbe:
Das Licht, so fern jetzt, wird hier heimisch werden,
Die Stärke, die uns besucht, zum Gefährten unserer Macht;
Das Unbeschreibliche wird eine geheime Stimme finden,
Das Unvergängliche durch den Schirm der Materie brennen
Und diesen sterblichen Körper zum Gewand der Gottheit machen.
Des Geistes Größe ist unser zeitloser Ursprung
Und wird unsere Krone sein in endloser Zeit.
Ein weites Unbekanntes ist um uns herum und in uns;
Alle Dinge sind eingehüllt in dem dynamisch Einen:
Ein feines Band der Einheit verknüpft alles Leben.
Dadurch ist die ganze Schöpfung eine einzige Kette:
Wir sind nicht allein gelassen in einem geschlossenen System
Zwischen einem Treiben nichtbewusster Kraft
Und einem unmitteilbaren Absoluten.
Unser Leben ist ein Felsvorsprung in einem erhabenen Seelengebirge,
Unser Wesen schaut über die Wände seines Mentals hinaus
Und verkehrt mit größeren Welten;
Es gibt hellere Erden und weitere Himmel als unsere.
Es gibt Gefilde, in denen das Sein in seinen eigenen Tiefen brütet;
Es fühlt in seinem unermesslich dynamischen Kern
Seine namenlosen, ungeformten, ungeborenen Potenziale
In der ungestalteten Weite nach Ausdruck rufen:
Unsäglich jenseits von Unwissenheit und Tod,
Schauen die Bilder seiner immerwährenden Wahrheit
Aus einer Kammer seiner selbstverzückten Seele:
Gleichsam zu seinem eigenen inneren Zeugenblick
Hält es dem Geist sein gespiegelt Selbst und Schaffen vor,
Die Macht und Leidenschaft seines zeitlosen Herzens,
Die Figuren seiner formlosen Ekstase,
Die Erhabenheiten seiner vielfältigen Macht.
Von dort kommt die mystische Substanz unserer Seele
In das Wunderwerk der Geburt unserer Natur,
Dort ist die unberührte Höhe von allem, was wir sind,
Und die zeitlose Quelle von allem, was einst zu sein wir hoffen.
Auf jeder Ebene träumt die hieratische Macht,
Eingeweihte unausgesprochener Wahrheiten,
Umzuschreiben und zu einem Teil des Lebens zu machen,
In ihrer eigenen gebürtigen Art und lebendigen Sprache,
Etwas von der Eigenschaft jener Vollkommenheit des Ungeborenen,
Etwas von der Vision, geschaut in dem allwissenden Licht,
Etwas vom fernen Klang der unsterblichen Rhapsodenstimme,
Etwas vom Entzücken der alles erschaffenden Seligkeit,
Etwas von der Form und dem Plan der unausdrückbaren Schönheit.
Welten gibt es, jenen absoluten Gefilden näher,
Wo die Antwort auf Wahrheit rasch und sicher ist
Und Geist nicht durch seine äußere Gestalt behindert wird
Und Herzen nicht durch scharfe Trennung ergriffen und zerrissen
Und selige Freude und Schönheit die Bewohner
Und Liebe und Süße das Gesetz des Lebens sind.
Eine feinere Substanz in einer subtileren Form
Verkörpert die Göttlichkeit, die Erde nur träumt;
Ihre Kraft kann die raschen Füße der Freude überholen;
Überspringend die festen Hürden, errichtet von Zeit,
Fängt das behände Netz eines intuitiven Zugriffs
Das flüchtige Glück, das wir begehren.
Eine Natur, erhoben von einem stärkeren Atem,
Formbar und passiv gegenüber dem allgestaltenden Feuer,
Antwortet auf die beiläufige Berührung der flammenden Gottheit:
Unempfindlich gegenüber der Trägheit unserer Erwiderung
Vernimmt sie das Wort, für das taub ist unser Herz,
Macht sich das Schauen unsterblicher Augen zu eigen
Und, Wanderin auf den Wegen von Linie und Farbe,
Folgt dem Geist der Schönheit zu seinem Heime.
So nähern wir uns dem Allwundervollen,
Seiner Verzückung in den Dingen folgend als Zeichen und Führer;
Schönheit ist seine Fußspur, die uns zeigt, wo er vorüberging,
Liebe ist der Rhythmus seines Herzschlags in sterblicher Brust,
Glück das Lächeln auf seinem bezaubernden Gesicht.
Eine Gemeinschaft spiritueller Wesenheiten,
Ein Genius schöpferischer Immanenz,
Macht alle Schöpfung innigst vertraut:
Eine vierte Dimension ästhetischen Sinns,
Wo alles in uns selbst ist, wir selbst in allem sind,
Passt unsere Seele wieder an die kosmische Weite an.
Eine entflammte Verzückung eint den Seher und das Gesehene;
Der Handwerker und das Werk, innig eins geworden,
Finden Vollendung durch das magische Pulsieren
Und die Leidenschaft ihrer engen Verbundenheit.
Was wir langsam aus gesammelten Teilen zusammensetzen
Oder durch langes Mühen stolpernd entwickeln,
Ist dort selbstgeboren durch sein ewiges Recht.
Auch in uns kann das intuitive Feuer brennen;
Ein beauftragtes Licht, eingewickelt ist es in unserem gefalteten Herz,
Heimisch ist es auf himmlischen Ebenen:
Herabsteigend, kann es hierher jene Himmel bringen.
Doch selten nur brennt die Flamme, noch brennt sie lange;
Die Freude, die es von jenen göttlicheren Höhen ruft,
Bringt kurze grandiose Rückblicke
Und hohe prächtige Einblicke deutenden Denkens,
Doch nicht die äußerste Schau und Wonne.
Ein Schleier bleibt, etwas wird noch zurückgehalten,
Damit nicht, Gefangene der Schönheit und der Freude,
Unsere Seele vergisst, nach dem Höchsten zu streben.
In diesem holden feinartigen Reiche hinter unserem
Ist die Form alles, und physische Götter sind Könige.
Das inspirierende Licht spielt in feinen Grenzen;
Eine makellose Schönheit kommt durch Gunst der Natur;
Freiheit ist dort Garant für Vollkommenheit:
Obwohl das absolute Bild fehlt, das inkarnierte Wort,
Die schiere spirituelle Ekstase,
Ist doch alles ein Wunder von symmetrischer Anmut,
Eine Fantasie von perfekter Linie und Regel.
Dort fühlen sich alle in sich selbst und als Ganzes zufrieden,
Eine reiche Vollständigkeit wird durch Limitierung ermöglicht,
Wundersames in winziger Kleinheit gibt es zuhauf,
Ein verzweigtes Entzücken tobt auf einem engen Raum:
Ein jeder Rhythmus ist mit dem verwandt, was ihn umgibt,
Jede Linie ist perfekt und unvermeidlich,
Jedes Objekt einwandfrei gebaut zum Bezaubern und Gebrauch.
Alles ist in die eigene Freude verliebt.
Seiner Vollkommenheit gewiss lebt es unversehrt
In einer dem Himmel wohlgefällig selbstfrohen Immunität;
Zufrieden dazusein, weiter braucht es nichts.
Hier gab es nicht vergeblicher Mühe gebrochen Herz:
Von der Feuerprobe und dem Prüfstein verschont,
Frei von Widerstand und von Schmerz,
War es eine Welt, die weder Angst noch Kummer kannte.
Es hatte nicht den Reiz von Irrtum oder Niederlage,
Es hatte keinen Raum für Mängel, keine Kraft zum Scheitern.
Aus einer geballten Selbstseligkeit heraus schöpfte es sogleich
Seine Form-Entdeckungen der stummen Idee
Und das Mirakel seiner rhythmischen Gedanken und Taten,
Sein klares Verfahren starker und abgerundeter Leben,
Sein anmutiges Volk unbelebter Formen
Und Glorie atmender Körper, den unseren gleich.
Staunend, seine Sinne vor Wonne hingerissen,
Schritt er in göttlicher, doch verwandter Welt,
Bewundernd wundersame Formen, unseren so nah
Und doch vollendet wie Spielzeuge eines Gottes,
Todlos in Gestalt der Sterblichkeit.
In ihren engen und exklusiven Absolutheiten
Thronten die ranghohen obersten Gewalten der Endlichkeit;
Von dem, was hätte sein können, träumt es nie;
Nur in Grenzen kann dies Absolute leben.
In einer Erhabenheit, gebunden an seinen eigenen Plan,
Wo alles fertig war und nichts Weites mehr übrig blieb,
Kein Platz für Schatten des Unermesslichen,
Kein Raum für des Unberechenbaren Überraschung,
Ein Gefangener seiner eigenen Schönheit und Ekstase,
Wirkte in einem magischen Kreis das zauberhaft Machtvolle.
Der Geist hielt sich im Hintergrund, hinter seinem Rahmenwerk.
Bewundert wegen der klaren Endgültigkeit seiner Linien
Begrenzte ein blauer Horizont die Seele;
Denken erging sich in lichten Leichtigkeiten,
Die Untiefen äußeren Ideals sein Schwimmbereich:
In seinen Grenzen verweilte zufrieden die Lebensmacht
Mit den kleinen Freuden körperlicher Taten.
Zugewiesen als Kraft einem gebundenen Eck- Mental,
Fest gebunden an die sichere Spärlichkeit ihres Raumes,
Tat sie ihre kleinen Werke und spielte und schlief
Und dachte nicht an ein größeres, noch ungetanes Werk.
Vergessend ihre heftigen riesigen Begierden,
Vergessend die Höhen, die sie schon erklommen hatte,
War ihr Schritt in einer glänzenden Furche fixiert.
Der schöne Körper einer Seele in gelassener Ruhe,
Wie jemand in lieblichem und sonnigem Haine lacht,
So schaukelte sie wie ein Kind in ihrer goldenen Wiege der Freude.
Der Ruf der Räume drang nicht zu ihrem zauberhaften Wohnsitz,
Sie hatte keine Schwingen für weiten und gefahrvollen Flug,
Sie trotzte keiner Gefahr von Himmel oder Schlund,
Sie kannte keine Weitblicke und keine mächtigen Träume,
Keine Sehnsucht nach ihren verlorenen Unendlichkeiten.
Ein perfektes Bild in einem perfekten Rahmen,
Dies feenhafte Kunstwerk konnte seinen Willen nicht halten:
Nur eines Augenblicks wohltuende Befreiung gab es;
Eine sorglose Stunde in leichtem Glücksgefühl ward verbracht.
Unser Geist ist des Seins Oberflächen überdrüssig,
Transzendiert wird die Pracht der Form;
Er wendet sich verborgenen Mächten und tieferen Zuständen zu.
So schaute er jetzt hinaus nach einem größeren Licht.
Seiner Seele Gipfelanstieg wandte sich ab von
Diesem glänzenden Hof des Hauses der Tage,
Zurück ließ er jenes feine stoffliche Paradies.
Sein Geschick lag jenseits in größerem Raum.
Ende des zweiten Cantos