1. Meditation

Das Sinnbild Morgendämmerung


1

An unshaped consciousness desired light

And a blank prescience yearned towards distant change.

As if a childlike finger laid on a cheek

Reminded of the endless need in things

The heedless Mother of the universe,

An infant longing clutched the sombre Vast.

* * *

Ein ungeformtes Bewusstsein verlangte nach Licht

Und ein nichtssagendes Vorwissen sehnte sich nach ferner Wandlung.

Als ob ein auf die Wange gelegter kindlicher Finger

Die unachtsame Mutter des Universums

An die unaufhörliche Bedürftigkeit der Dinge erinnerte,

So klammerte sich eine neugeborene Sehnsucht an die düstere Weite.


2

Athwart the vain enormous trance of Space,

Its formless stupor without mind or life,

A shadow spinning through a soulless Void,

Thrown back once more into unthinking dreams,

Earth wheeled abandoned in the hollow gulfs

Forgetful of her spirit and her fate.

* * *

Quer durch die eitle enorme Trance des Raumes,

Ihre gestaltlose Starre ohne Denken oder Leben,

Ein Schatten, der durch eine seelenlose Leere wirbelt,

Noch einmal zurückgeworfen in gedankenlose Träume,

Kreiste die Erde einsam und verlassen in den hohlen Abgründen

Im Vergessen ihres Geistes und ihrer Bestimmung.


3

Then something in the inscrutable darkness stirred;

A nameless movement, an unthought Idea

Insistent, dissatisfied, without an aim,

Something that wished but knew not how to be,

Teased the Inconscient to wake Ignorance.

* * *

Dann rührte sich etwas in der unergründlichen Dunkelheit;

Eine namenlose Regung, eine ungedachte Idee,

Beharrend, unzufrieden, ohne ein Ziel,

Etwas, das sein wollte, doch nicht wusste wie,

Neckte das Nichtbewusste, um Unwissenheit zu wecken.


4

An unshaped consciousness desired light

And a blank prescience yearned towards distant change.

As if a childlike finger laid on a cheek

Reminded of the endless need in things

The heedless Mother of the universe,

An infant longing clutched the sombre Vast.

* * *

Ein ungeformtes Bewusstsein verlangte nach Licht

Und ein nichtssagendes Vorwissen sehnte sich nach ferner Wandlung.

Als ob ein auf die Wange gelegter kindlicher Finger

Die unachtsame Mutter des Universums

An die unaufhörliche Bedürftigkeit der Dinge erinnerte,

So klammerte sich eine neugeborene Sehnsucht an die düstere Weite.


5

Arrived from the other side of boundlessness

An eye of deity peered through the dumb deeps;

A scout in a reconnaissance from the sun,

It seemed amid a heavy cosmic rest,

The torpor of a sick and weary world,

To seek for a spirit sole and desolate

Too fallen to recollect forgotten bliss.

* * *

Kommend von der anderen Seite der Grenzenlosigkeit,

Schaute forschend das Auge einer Gottheit durch die stummen Tiefen;

Als ein Späher auf Erkundung von der Sonne her

Erschien es inmitten einer schweren kosmischen Ruhe,

Der Erstarrung einer überdrüssigen und müden Welt,

Um nach einem einsamen und verzweifelten Geist zu suchen,

Der zu tief gefallen ist, um sich vergessener Seligkeit zu erinnern.


6

All can be done if the god-touch is there.

A hope stole in that hardly dared to be

Amid the Night’s forlorn indifference.

As if solicited in an alien world

With timid and hazardous instinctive grace,

Orphaned and driven out to seek a home,

An errant marvel with no place to live,

Into a far-off nook of heaven there came

A slow miraculous gesture’s dim appeal.

The persistent thrill of a transfiguring touch

Persuaded the inert black quietude

And beauty and wonder disturbed the fields of God.

A wandering hand of pale enchanted light

That glowed along a fading moment’s brink...

* * *

Alles kann getan werden, wenn die Hand Gottes da ist.

Eine Hoffnung stahl sich ein, die kaum zu sein sich wagte

Inmitten der verzweifelten Gleichgültigkeit der Nacht.

Als ob es sich anbot in einer fremden Welt

Mit zaghafter und gewagter instinktiver Anmut,

Verwaist und hinausgetrieben sich ein Heim zu suchen,

Ein umherirrendes Wunderbares ohne einen Platz zum Leben,

So kam in einen entlegenen Winkel des Himmels

Eine zögernde wundersame Geste leisen Flehens.

Die anhaltende Erregung einer verklärenden Berührung

Überzeugte die träge schwarze Stille

Und Schönheit und Wunder brachten Gottes Gefilde durcheinander.

Eine schweifende Hand blassen zauberhaften Lichtes,

Das an der Schwelle eines dahinschwindenden Augenblicks erglühte...


7

...Fixed with gold panel and opalescent hinge

A gate of dreams ajar on mystery’s verge.

One lucent corner windowing hidden things

Forced the world’s blind immensity to sight.

* * *

...Errichtete aus goldenen Paneelen und schillernden Scharnieren

Ein Tor aus Träumen, halb offen zur Schwelle des Mysteriums.

Eine lichte Ecke, die das Verborgene sichtbar machte,

Zwang die blinde Unermesslichkeit der Welt zum Sehen.


8

The darkness failed and slipped like a falling cloak

From the reclining body of a god.

* * *

Die Dunkelheit verging und glitt wie ein fallender Umhang

Vom ruhenden Körper eines Gottes ab.


9

A glamour from unreached transcendences

Iridescent with the glory of the Unseen,

A message from the unknown immortal Light

Ablaze upon creation’s quivering edge,

Dawn built her aura of magnificent hues

And buried its seed of grandeur in the hours.

* * *

Ein Leuchten aus unerreichten Transzendenzen,

Schillernd mit der Herrlichkeit der Ungesehenen,

Eine Botschaft aus dem unbekannten unsterblichen Licht,

Lodernd auf dem zitternden Saum der Schöpfung,

So schuf die Morgendämmerung aus wunderbaren Farben ihre Aura

Und vergrub in die Stunden seine Samen der Erhabenheit.


10

On life’s thin border awhile the Vision stood

And bent over earth’s pondering forehead curve.

* * *

An des Lebens dünner Grenze stand die Vision eine Weile

Und beugte sich über die grübelnde Stirn der Erde Rundung.


11

Once more a tread perturbed the vacant Vasts;

Infinity’s centre, a Face of rapturous calm

Parted the eternal lids that open heaven;

A Form from far beatitudes seemed to near.

Ambassadress twixt eternity and change,

The omniscient Goddess leaned across the breadths

That wrap the fated journeyings of the stars

And saw the spaces ready for her feet.

* * *

Und wieder störte ein Schritt die leeren Weiten;

Das Zentrum der Unendlichkeit, ein Antlitz verzückter Ruhe,

Teilte die ewigen Augenlider, die den Himmel öffnen;

Eine Gestalt aus fernen Seligkeiten schien zu nahen.

Als Gesandte zwischen Ewigkeit und Wandel

Neigte sich die allwissende Göttin über jene Breiten,

Die der Sterne schicksalhafte Bahnen verhüllen,

Und sah die Räume bereit für ihre Füße.


12

Earth felt the Imperishable’s passage close:

The waking ear of Nature heard her steps

And wideness turned to her its limitless eye,

And, scattered on sealed depths, her luminous smile

Kindled to fire the silence of the worlds.

* * *

Die Erde fühlte ganz nah das Vorübergehen der Unvergänglichen:

Das wache Ohr der Natur hörte ihre Schritte

Und Weite wandte ihr ihre grenzenlosen Augen zu,

Und ihr leuchtendes Lächeln, ausgestreut auf versiegelte Tiefen,

Entfachte das Schweigen der Welten zu Feuer.


13

All grew a consecration and a rite.

Air was a vibrant link between earth and heaven;

The wide-winged hymn of a great priestly wind

Arose and failed upon the altar hills;

The high boughs prayed in a revealing sky.

* * *

Alles wurde eine Weihung und ein feierlicher Akt.

Luft war ein vibrierendes Bindeglied zwischen Erde und Himmel;

Die breitbeflügelte Hymne eines hehren priesterlichen Windes

Erhob sich und verhallte auf den Altarhügeln;

Die hohen Äste beteten in einem enthüllenden Himmel.


14

Here where our half-lit ignorance skirts the gulfs

On the dumb bosom of the ambiguous earth,

Here where one knows not even the step in front

And Truth has her throne on the shadowy back of doubt,

On this anguished and precarious field of toil

Outspread beneath some large indifferent gaze,

Impartial witness of our joy and bale,

Our prostrate soil bore the awakening ray.

* * *

Hier, wo unsere halb erhellte Unwissenheit an den Abgründen grenzt

Im stummen Schoße der zweideutigen Erde,

Hier, wo man nicht einmal den nächsten Schritt erkennt

Und Wahrheit ihren Thron auf dem schattigen Rücken des Zweifels hat,

Auf diesem von Schmerz geplagten und prekären Feld des Mühens,

Ausgebreitet unter einem weiten gleichgültigen Blick,

Unserer Freude und Trauer unparteiischem Zeugen,

Ertrug unser darniederliegender Boden den erweckenden Strahl.


15

The excess of beauty natural to god-kind

Could not uphold its claim on time-born eyes;

Too mystic-real for space-tenancy

Her body of glory was expunged from heaven:

The rarity and wonder lived no more.

There was the common light of earthly day.

* * *

Das Übermaß an Schönheit, von Natur aus dem Gottwesen eigen,

Konnte seinen Anspruch auf zeitgeborene Augen nicht wahren;

Zu mystisch-wirklich für Raumpacht

Ward ihr Leib der Herrlichkeit aus dem Himmel getilgt:

Das seltene Gut und das Wunder existierten nicht mehr.

Es blieb das fahle Licht des irdischen Tages.


16

All sprang to their unvarying daily acts;

The thousand peoples of the soil and tree

Obeyed the unforeseeing instant’s urge,

And, leader here with his uncertain mind,

Alone who stares at the future’s covered face,

Man lifted up the burden of his fate.

* * *

Alle sprangen zu ihren gleichbleibend täglichen Taten;

Die tausend Völker des Bodens und des Baumes

Gehorchten dem nicht voraussehenden Drängen des Augenblicks,

Und, hier Führer mit seinem unverlässlichen Mental,

Als der einzige, der auf das verhüllte Antlitz der Zukunft starrt,

Hob der Mensch die Bürde seines Schicksals auf.


17

And Savitri too awoke among these tribes

That hastened to join the brilliant Summoner’s chant...

A narrow movement on Time’s deep abysm,

Life’s fragile littleness denied the power,

The proud and conscious wideness and the bliss

She had brought with her into the human form,

The calm delight that weds one soul to all,

The key to the flaming doors of ecstasy.

* * *

Und auch Savitri erwachte unter diesen Stämmen,

Die eilten, sich in den Gesang des brillanten Boten einzustimmen...

Als begrenzte Bewegung über der Zeit tiefem Abgrund

Verwarf des Lebens fragile Kleinheit die Macht,

Jene stolze und bewusste Weite und jene Seligkeit,

Die sie mit sich brachte in die menschliche Gestalt,

Die stille Freude, die eine Seele mit allem vermählt,

Den Schlüssel zu den Flammentoren der Ekstase.


18

Earth’s grain that needs the sap of pleasure and tears

Rejected the undying rapture’s boon:

Offered to the daughter of infinity

Her passion-flower of love and doom she gave.

* * *

Der Erde Korn, das den Saft von Vergnügen und Tränen braucht,

Lehnte den Segen unsterblicher Verzückung ab:

Sie bot der Tochter der Unendlichkeit

Ihre Passionsblume der Liebe und des Unheils an.


19

Mortality bears ill the eternal’s touch...

Inflicting on the heights the abysm’s law,

It sullies with its mire heaven’s messengers:

Its thorns of fallen nature are the defence

It turns against the saviour hands of Grace;

It meets the sons of God with death and pain.

* * *

Die Berührung des Ewigen erträgt das Sterbliche kaum...

Den Höhen auferlegend das Gesetz des Abgrundes

Besudelt es mit seinem Schmutz des Himmels Boten:

Mit den Dornen seiner gefallenen Natur setzt es sich zur Wehr

Gegen die rettenden Hände der Gnade;

Den Söhnen Gottes tritt es mit Tod und Schmerz entgegen.


20

Thus trapped in the gin of earthly destinies,

Awaiting her ordeal’s hour abode,

Outcast from her inborn felicity,

Accepting life’s obscure terrestrial robe,

Hiding herself even from those she loved,

The godhead greater by a human fate.

* * *

So gefangen in der Schlinge irdischer Geschicke,

Der Stunde ihrer schweren Prüfung harrend,

Verbannt aus der ihr eingeborenen Glückseligkeit,

Annehmend das obskure irdische Gewand des Lebens,

Verbergend sich selbst sogar vor denen, die sie liebte,

Ward durch ein menschliches Geschick die Gottheit größer.


21

Against the evil at life’s afflicted roots,

Her own calamity its private sign,

Of her pangs she made a mystic poignant sword.

* * *

Gegen das Böse an des Lebens angegriffenen Wurzeln,

Ihr eigener Schicksalsschlag dessen persönliches Zeichen,

Schmiedete sie aus ihren Schmerzen ein mystisch scharfes Schwert.


22

At the summons of her body’s voiceless call

Her strong far-winging spirit travelled back,

Back to the yoke of ignorance and fate,

Back to the labour and stress of mortal days,

Lighting a pathway through strange symbol dreams

Across the ebbing of the seas of sleep.

* * *

Aufgefordert vom stimmlosen Ruf ihres Körpers

Flog ihr starker Geist mit weiten Schwingen zurück,

Zurück zum Joch von Unwissenheit und Schicksal,

Zurück zur Arbeit und dem Druck sterblicher Tage,

Erhellend einen Pfad durch seltsame Symbol-Träume

Über die verebbenden Meere des Schlafes hinweg.


23

Immobile in herself, she gathered force.

This was the day when Satyavan must die.

* * *

In sich unbewegt, sammelte sie Kraft.

Dies war der Tag, an dem Satyavan sterben musste.


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